Platon „Protagoras“ 23.03.20

Platon, Protagoras

„Kulturentstehungsmythos des Protagoras“ 2. Teil

322a3–322d5

322
Text nach Burnet
Kommentar / Übersetzung nach Schleiermacher

a 3

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Ἐπειδὴ δὲ ὁ ἄνθρωπος θείας μετέσχε μοίρας, πρῶτον μὲν
διὰ τὴν τοῦ θεοῦ συγγένειαν ζῴων μόνον θεοὺς ἐνόμισεν, καὶ
ἐπεχείρει βωμούς τε ἱδρύεσθαι καὶ ἀγάλματα θεῶν· ἔπειτα
φωνὴν καὶ ὀνόματα ταχὺ διηρθρώσατο τῇ τέχνῃ, καὶ οἰκήσεις
καὶ ἐσθῆτας καὶ ὑποδέσεις καὶ στρωμνὰς καὶ τὰς ἐκ γῆς
τροφὰς ηὕρετο. Οὕτω δὴ παρεσκευασμένοι κατ᾽ ἀρχὰς
ἄνθρωποι ᾤκουν σποράδην, πόλεις δὲ οὐκ ἦσαν· ἀπώλλυντο
οὖν ὑπὸ τῶν θηρίων διὰ τὸ πανταχῇ αὐτῶν ἀσθενέστεροι
εἶναι, καὶ ἡ δημιουργικὴ τέχνη αὐτοῖς πρὸς μὲν τροφὴν
ἱκανὴ βοηθὸς ἦν, πρὸς δὲ τὸν τῶν θηρίων πόλεμον ἐνδεής
— πολιτικὴν γὰρ τέχνην οὔπω εἶχον, ἧς μέρος πολεμική —
ἐζήτουν δὴ ἁθροίζεσθαι καὶ σῴζεσθαι κτίζοντες πόλεις· ὅτ᾽
οὖν ἁθροισθεῖεν, ἠδίκουν ἀλλήλους ἅτε οὐκ ἔχοντες τὴν
πολιτικὴν τέχνην, ὥστε πάλιν σκεδαννύμενοι διεφθείροντο.
Ζεὺς οὖν δείσας περὶ τῷ γένει ἡμῶν, μὴ ἀπόλοιτο πᾶν,
Ἑρμῆν πέμπει ἄγοντα εἰς ἀνθρώπους αἰδῶ τε καὶ δίκην,
ἵν᾽ εἶεν πόλεων κόσμοι τε καὶ δεσμοὶ φιλίας συναγωγοί. Ἐρωτᾷ
οὖν Ἑρμῆς Δία, τίνα οὖν τρόπον δοίη δίκην καὶ αἰδῶ ἀνθρώ-
ποις· „Πότερον ὡς αἱ τέχναι νενέμηνται, οὕτω καὶ ταύτας
νείμω; Νενέμηνται δὲ ὧδε· εἷς ἔχων ἰατρικὴν πολλοῖς ἱκανὸς
ἰδιώταις, καὶ οἱ ἄλλοι δημιουργοί· καὶ δίκην δὴ καὶ αἰδῶ
οὕτω θῶ ἐν τοῖς ἀνθρώποις, ἢ ἐπὶ πάντας νείμω;“ „Ἐπὶ
πάντας“, ἔφη ὁ Ζεύς, „καὶ πάντες μετεχόντων· οὐ γὰρ ἂν
γένοιντο πόλεις, εἰ ὀλίγοι αὐτῶν μετέχοιεν ὥσπερ ἄλλων
τεχνῶν· καὶ νόμον γε θὲς παρ᾽ ἐμοῦ τὸν μὴ δυνάμενον
αἰδοῦς καὶ δίκης μετέχειν κτείνειν ὡς νόσον πόλεως.“
[Übersetzung]
Da nun aber der Mensch göttlicher Vorzüge teilhaftig geworden, hat er auch zuerst, wegen seiner Verwandtschaft mit Gott das einzige unter allen Tieren, Götter geglaubt, auch Altäre und Bildnisse der Götter aufzurichten versucht, dann bald darauf Töne und Worte mit Kunst zusammengeordnet, dann Wohnungen und Kleider und Beschuhungen und Lagerdecken und die Nahrungsmittel aus der Erde erfunden. So ausgerüstet wohnten die Menschen anfänglich zerstreut, Städte aber gab es nicht. Daher kamen sie von den wilden Tieren um, weil sie in jeder Art schwächer waren, als diese, und die verarbeitende Kunst war ihnen zwar zur Ernährung hinreichende Hülfe, aber zum Kriege gegen die Tiere unwirksam, denn die Staatskunst hatten sie noch nicht, von welcher die kriegerische ein Teil ist. Sie versuchten also sich zu sammeln, und sich zu erretten durch Erbauung der Städte. Wenn sie sich aber gesammelt hatten, so beleidigten sie einander, weil sie eben die Staatskunst nicht hatten, so daß sie wiederum sich zerstreuend, auch bald wieder aufgerieben wurden. Zeus also, für unser Geschlecht, daß es nicht etwa gar untergehen möge, besorgt, schickte den Hermes, um den Menschen Scham und Recht zu bringen, damit diese den Städten Ordnungen und Bindungen brächten und Zuneigung vermittelten. Hermes nun fragt den Zeus, auf welche Art er doch den Menschen das Recht und die Scham geben solle. Soll ich, so wie die Künste verteilt sind, auch diese verteilen? Jene nämlich sind so verteilt: Einer, welcher die Heilkunst inne hat, ist genug für viele Unkundige, und so auch die andern Künstler. Soll ich nun auch Recht und Scham eben so unter den Menschen aufstellen, oder soll ich sie unter alle verteilen? Unter alle, sagte Zeus, und alle sollen Teil daran haben, denn es könnten keine Staaten bestehen, wenn auch hieran nur wenige Anteil hätten, wie an anderen Künsten, und gib auch ein Gesetz von meinetwegen, daß man den, der Scham und Recht sich anzueignen unfähig ist, auslösche wie die Pest des Staates.
a3 μετέσχε → Stf; das Präfix μετα- bedeutet bei vielen Verben (ἔχειν, λαμβάνειν, διδόναι usw.) Anteil; diese Verben regieren den Gen. — a4 συγγένεια Verwandtschaftaaa als einziges der Lebewesenθεοὺς νομίζειν an Götter glauben

a6 διηρθρώσατο v. διαρθρόω zergliedern, hier: etw. artikulieren, nl. φωνὴν καὶ ὀνόματα — οἰκήσεις vgl. zu 321d6 aaaa7 ἡ ἐσθής, -ῆτος Kleidὑπόδεσις, -εως = ὑπόδημα Schuhἡ στρωμνή Bett
a8 ηὕρετο → Stf; Med. ≈ Akt. — παρεσκευασμένοι Tempus? → Pf. Pass. — b1 ᾤκουν Impf. v. οἰκέω — σποράδην zerstreut, einzeln (Fw. sporadisch) — ἀπώλλυντο Pass. v. ἀπόλλυμι — b2 πανταχῇ auf jede Weiseαὐτῶν ἀσθενέστεροι Komparativ mit Gen. comparativus — b3 δημιουργικός zum Handwerk gehörig
b4 ἱκανὴ βοηθός ausreichend hilfreichτὸν τῶν θηρίων πόλεμον Krieg gegen die Tiereἐνδεής erg. ἦν von vorn: war nicht ausreichend


b6 ἁθροίζεσθαι καὶ σῴζεσθαι reflex. Med. —

b7 ἁθροισθεῖεν passivischer Aor. in med. Bedeutung — ἠδίκουν Impf. v. ἀδικέω —
b8 σκεδαννύμενοι Part. Präs. Pass. v. σκεδάννυμι zerstreuenc1 δείσας περί (→ Stf) fürchten umπᾶν als Ganzesc2 πέμπει ἄγοντα er schickt, um zu bringenαἰδώς τε καὶ δίκη (Dekl. αἰδώς, αἰδοῦς, αἰδοῖ, αἰδῶ) Scham und Recht; diese Stelle ist kulturhistorisch grundlegend! — c3 ἵν᾽ = ἵνα — εἶεν Subj. dazu sind αἰδώς τε καὶ δίκη — κόσμοι τε καὶ δεσμοὶ φιλίας συναγωγοί Ordner und verbindende Glieder der FreundschaftἘρωτᾷ 3. P. Sg. v. ἐρωτάω — c4 τίνα τρόπον auf welche Weiseδοίη → Konjug.c5 Πότερον Einl. einer Wahlfrage, die fortgesetzt wird durch ἢ drei Zeilen weiter (d1) — ὡς – οὕτω wie … soνενέμηνται → Stfc6 νείμω ist auch eine Form von νέμω — εἷς → Zahlεἷς ἔχων ἰατρικὴν πολλοῖς ἱκανὸς ἰδιώταις ordne so: εἷς, ἔχων ἰατρικὴν, ἱκανός [ἐστι] πολλοῖς ἰδιώταις —
d1 θῶ → Konjug.




d4 θὲς → Konjug.τὸν μὴ δυνάμενον αἰδοῦς καὶ δίκης μετέχειν der gesamte Ausdruck ist Akk.-Obj. zu κτείνειν — κτείνειν ist die Infinitivergänzung zu θὲς