Herodot, Historien 1,31 24.04.15

Herodot, Historien

Kleobis und Biton (1,31)

1,5
Griechischer Text
Z.
Kommentar / Übersetzung

Kroisos hält sich aufgrund seines Reichtums für den glücklichsten Menschen auf Erden. Unerwarteterweise hatte Solon aber den unbekannten Tellos zum Glücklichsten erklärt, den er kenne.

 

31
Ὣς δὲ τὰ κατὰ τὸν Τέλλον προετρέψατο ὁ Σόλων τὸν
Κροῖσον εἴπας πολλά τε καὶ ὄλβια, ἐπειρώτα τίνα δεύτερον
μετ᾽ ἐκεῖνον ἴδοι, δοκέων πάγχυ δευτερεῖα γῶν οἴσεσθαι.
Ὅ δ᾽ εἶπε· „Κλέοβίν τε καὶ Βίτωνα. Τούτοισι γὰρ ἐοῦσι
γένος Ἀργείοισι βίος τε ἀρκέων ὑπῆν, καὶ πρὸς τούτῳ ῥώμη
σώματος τοιήδε· ἀεθλοφόροι τε ἀμφότεροι ὁμοίως ἦσαν,
καὶ δὴ καὶ λέγεται ὅδε ὁ λόγος· ἐούσης ὁρτῆς τῇ Ἥρῃ τοῖσι
Ἀργείοισι ἔδεε πάντως τὴν μητέρα αὐτῶν ζεύγεϊ κομισθῆναι
ἐς τὸ ἱρόν, οἱ δέ σφι βόες ἐκ τοῦ ἀγροῦ οὐ παρεγίνοντο ἐν
ὥρῃ· ἐκκληιόμενοι δὲ τῇ ὥρῃ οἱ νεηνίαι ὑποδύντες αὐτοὶ
ὑπὸ τὴν ζεύγλην εἷλκον τὴν ἅμαξαν, ἐπὶ τῆς ἁμάξης δέ
σφι ὠχέετο ἡ μήτηρ· σταδίους δὲ πέντε καὶ τεσσεράκοντα
διακομίσαντες ἀπίκοντο ἐς τὸ ἱρόν.




5




10
[Übersetzung]
Weil Solon Kroisos keine Ruhe ließ, indem er über die Lebensumstände des Tellos viel Glückliches erzählte, fragte Kroisos nach, wen er an zweiter Stelle nach jenem sehe, da er ganz und gar der Meinung war, auf jeden Fall den zweiten Platz zugesprochen zu bekommen. Solon aber antwortete: „Kleobis und Biton. Diese nämlich, von der Abstammung her Argiver, hatten im Leben ihr Auskommen und darüber hinaus einzigartige Körperkraft. Beide waren gleichermaßen Preisträger in Wettkämpfen, und so wird auch diese Geschichte erzählt: Als der Festzug der Argiver für Hera anstand, musste ihre Mutter unbedingt auf einem Gespann ins Heiligtum gebracht werden, aber ihre Rinder waren nicht rechtzeitig von der Weide zur Stelle. Da die Zeit drängte, begaben sich die beiden jungen Männer selbst unter das Joch und zogen den Wagen, auf dem Wagen aber fuhr ihre Mutter. 45 Stadien weit brachten sie den Wagen voran, dann kamen sie im Heiligtum an.
1–2 Ὣς … ὄλβια ordne so: Ὣς δὲ ὁ Σόλων τὸν Κροῖσον προετρέψατο εἴπας (= εἰπών – modal!) τὰ κατὰ τὸν Τέλλον πολλά τε καὶ ὄλβια — τὰ κατὰ τὸν Τέλλον die Lebensumstände des Tellos2 ἐπειρώτα Impf. v. ἐπ-ερωτάω: noch dazu fragen, nachfragen3 ἴδοι → Stfπάγχυ (= πάνυ) ganz und garδευτερεῖα der zweite Platzοἴσεσθαι → Stf5 γένος Acc. Graecus — ὑπῆν + Dat. (τούτοισι) ≈ ὑπῆρχε — 6 ὁ ἀεθλοφόρος Preisträger7 ὁρτῆς = ἑορτῆς — 8 τὸ ζεῦγος, -ους Gespannκομισθῆναι → Stf9 τὸ ἱρόν = τὸ ἱερόν — οἱ δέ σφι βόες ihre Rinderἐν ὥρῃ rechtzeitig10 ἐκκληιόμενοι δὲ τῇ ὥρῃ da die Zeit drängte10–11 ὑποδύντες αὐτοὶ ὑπὸ τὴν ζεύγλην indem sie selbst unter das Joch gingen vgl. → Stf11 εἷλκον → Stfἡ ἅμαξα, -ης Wagen12 πέντε καὶ τεσσεράκοντα 4513 διακομίσαντες voranbringen vgl. → Stfἀπίκοντο → Stf
Ταῦτα δέ σφι ποιήσασι καὶ ὀφθεῖσι ὑπὸ τῆς πανηγύριος
τελευτὴ τοῦ βίου ἀρίστη ἐπεγένετο, διέδεξέ τε ἐν τούτοισι
ὁ θεὸς ὡς ἄμεινον εἴη ἀνθρώπῳ τεθνάναι μᾶλλον ἢ ζώειν.
Ἀργεῖοι μὲν γὰρ περιστάντες ἐμακάριζον τῶν νεηνιέων
τὴν ῥώμην, αἱ δὲ Ἀργεῖαι τὴν μητέρα αὐτῶν, οἵων τέκνων
ἐκύρησε·

15
[Übersetzung]
Nachdem sie dies getan hatten und dabei von der ganzen Festversammlung gesehen worden waren, fand ihr Leben das beste Ende. Damit zeigte der Gott, dass es für den Menschen besser sei zu sterben als zu leben. Die umstehenden Männer der Argiver priesen die Körperkraft der beiden jungen Leute, die Frauen dagegen ihre Mutter, was für Kinder sie hatte.
14 ποιήσασι → Stfὀφθεῖσι → Stfἡ πανήγυρις, -ιος Festversammlung15 ἐπ-εγένετο: ἐπί i. d. Bedeutg. noch zu, darüber hinaus; vgl. → Stfδιέδεξε ≈ ἔδεξε; vgl. → Stf16 τεθνάναι → Stf17 περιστάντες v. περι-ίσταμαι herumstehen, vgl. → Stfμακαρίζω preisen19 ἐκύρησε Aor. v. κυρέω + Gen. ≈ τυγχάνω
Ἡ δὲ μήτηρ περιχαρής ἐοῦσα τῷ τε ἔργῳ καὶ τῇ φήμῃ,
στᾶσα ἀντίον τοῦ ἀγάλματος εὔχετο Κλεόβι τε καὶ Βίτωνι
τοῖσι ἑωυτῆς τέκνοισι, οἵ μιν ἐτίμησαν μεγάλως, τὴν θεὸν
δοῦναι τὸ ἀνθρώπῳ τυχεῖν ἄριστον ἐστί. μετὰ ταύτην δὲ
τὴν εὐχὴν ὡς ἔθυσάν τε καὶ εὐωχήθησαν, κατακοιμηθέντες
ἐν αὐτῷ τῷ ἱρῷ οἱ νεηνίαι οὐκέτι ἀνέστησαν, ἀλλ᾽ ἐν τέλεϊ
τούτῳ ἔσχοντο. Ἀργεῖοι δὲ σφέων εἰκόνας ποιησάμενοι
ἀνέθεσαν ἐς Δελφοὺς ὡς ἀριστῶν γενομένων.“
20




25
[Übersetzung]
Die Mutter aber, hocherfreut über die Tat und den Ruf ihrer Söhne, stand vor dem Götterbild und betete für ihre beiden Kinder Kleobis und Biton, die sie, ihre Mutter, hoch geehrt hatten, die Göttin möge ihnen gewähren, was für den Menschen das Beste ist. Als die jungen Männer nach diesem Gebet geopfert hatten und sich das Festmahl gut hatten schmecken lassen, legten sie sich direkt im Heiligtum zum Schlafen nieder und wachten nicht mehr auf, sondern dies blieb ihr Lebensende. Die Argiver aber ließen von ihnen Standbilder anfertigen und stellten sie als Weihegabe in Delphi auf, weil sie ausgezeichnete Männer waren.
20 περιχαρής, -ές hocherfreutἡ φήμη Ruf21 στᾶσα → Stfεὔχομαι + Dat. beten für jmd.23 δοῦναι → Stf24 ἔθυσαν Aor. v. θύω opfernεὐωχήθησαν sie hatten es sich gut schmecken lassenκατα-κοιμάομαι sich schlafen legen25 ἀνέστησαν vgl. → Stfἐν τέλεϊ τούτῳ ἔσχοντο dies blieb ihr Lebensende25 ἀνέθεσαν v. ἀνατίθημι als Weihegabe aufstellen vgl. → Stf