Sappho Fragment 1 V (1 D) 17.12.15

Sappho, fr. 1 V (1 D)

Gebet an Aphrodite

Versmaß: Sapphische Strophe
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 Z. 
Griechischer Text
Übersetzung
ποικιλόθρον’ ἀθανάτ’ Ἀφρόδιτα,
παῖ Δίος δολόπλοκε, λίσσομαί σε,
μή μ’ ἄσαισι μηδ’ ὀνίαισι δάμνα,
πότνια, θῦμον,
Buntthronige unsterbliche Aphrodite,
Kind des Zeus du, listenflechtendes! ich bitte dich:
drück mir nicht in Überdruss und Qualen nieder,
Herrin, den Mut!

5
ἀλλὰ τυίδ’ ἔλθ’, αἴ ποτα κἀτέρωτα
τὰς ἔμας αὔδας ἀίοισα πήλοι
ἔκλυες, πάτρος δὲ δόμον λίποισα
χρύσιον ἦλθες
Sondern: Komm hierher! Wenn du einmal auch zu andrer Zeit schon,
diese meine Stimme hörend aus der Ferne
ihr dein Ohr geschenkt hast und des Vaters Haus verlassend
gekommen bist – nachdem den goldnen


10
ἄρμ’ ὐπασδεύξαισα· κάλοι δέ σ’ ἆγον
ὤκεες στροῦθοι περὶ γᾶς μελαίνας
πύκνα δίννεντες πτέρ’ ἀπ’ ὠράνωἴθε-
ρος διὰ μέσσω·
Wagen du unters Joch geschirrt hast und schön dich zogen
hortige Sperlingsvögel hoch über der schwarzen Erde,
eifrig die Flügel schlagend, herab vom Himmel, hindurch
durch des Luftraums Mitte:



15
αἶψα δ’ ἐξίκοντο· σὺ δ’, ὦ μάκαιρα,
μειδιαίσαισ’ ἀθανάτωι προσώπωι
ἤρε’ ὄττι δηὖτε πέπονθα κὤττι
δηὖτε κάλημμι
flugs waren sie da – und du, o Selige:
lächelnd mit göttlichem Antlitz [wonach
hast du gefragt, was ich denn jetzt wohl wieder für ein Leid nur hätte, und
ich jetzt denn wieder riefe




20
κὤττι μοι μάλιστα θέλω γένεσθαι
μαινόλαι θύμωι· τίνα δηὖτε πείθω
… σάγην ἐς σὰν φιλότατα; τίς σ’, ὦ
Ψάπφ’, ἀδίκησι;
und was ich denn am sehnlichsten bekommen möchte,
in meinem liebestollen Sinn? – „Wen soll ich jetzt denn wieder überreden,
dass du ihn führen kannst in deine Liebe? Wer macht dich,
meine Sappho, krank?




20
καὶ γὰρ αἰ φεύγει, ταχέως διώξει,
αἰ δὲ δῶρα μὴ δέκετ’, ἀλλὰ δώσει,
αἰ δὲ μὴ φίλει, ταχέως φιλήσει
κωὐκ ἐθέλοισα.
Denn wenn sie flieht – bald wird sie suchen!
und wenn Geschenke sie nicht annimmt – geben wird sie!
und wenn sie nicht liebt – rasch wird sie lieben –
auch wenn sie nicht will!“




20
ἔλθε μοι καὶ νῦν, χαλέπαν δὲ λῦσον
ἐκ μερίμναν, ὄσσα δέ μοι τέλεσσαι
θῦμος ἰμέρρει, τέλεσον, σὺ δ’ αὔτα
σύμμαχος ἔσσο.
Komm zu mir auch jetzt! und von dem schlimmen
Kummer mach mich frei! und alles das, was meine Sinne
dass es geschehe glühend wünschen, lass geschehen! Und du selber:
Mitstreiterin sei mir!