Platon Politeia IV, 427 c6–428 a1 14.02.15

Platon, Politeia IV

427 c6–428 a1: Suche nach der Gerechtigkeit

St. II
427
Griechischer Text nach Burnet (Oxford 1902)
Kommentar / Übersetzung
Die Stadtgründung ist abgeschlossen. Nun geht es darum, auf den Grund zurückzukommen, warum man überhaupt eine Stadt gegründet hat. Das Ziel war, die Gerechtigkeit an einer größeren Einheit leichter erkennen zu können. Diese größere Einheit sollte eine Stadt sein. Nun, da die Stadtgründung abgeschlossen ist, kann die Suche nach der Gerechtigkeit beginnen.
c6
d



5
Ὠικισμένη μὲν τοίνυν, ἦν δ᾽ ἐγώ, ἤδη ἄν σοι εἴη, ὦ παῖ
Ἀρίστωνος, ἡ πόλις· τὸ δὲ δὴ μετὰ τοῦτο σκόπει ἐν αὐτῇ,
φῶς ποθὲν πορισάμενος ἱκανόν, αὐτός τε καὶ τὸν ἀδελφὸν
παρακάλει καὶ Πολέμαρχον καὶ τοὺς ἄλλους, ἐάν πως ἴδωμεν
ποῦ ποτ᾽ ἂν εἴη ἡ δικαιοσύνη καὶ ποῦ ἡ ἀδικία, καὶ τί ἀλλή­-
λοιν διαφέρετον, καὶ πότερον δεῖ κεκτῆσθαι τὸν μέλλοντα
εὐδαίμονα εἶναι, ἐάντε λανθάνῃ ἐάντε μὴ πάντας θεούς τε
καὶ ἀνθρώπους.
[Übersetzung]
Gegründet dürfte dir, sagte ich, die Stadt nun wirklich sein, oh Kind des Ariston. Nun schau in ihr umher, nachdem du dir ausreichend Licht verschafft hast, und rufe auch deinen Bruder Polemarchos herbei und die anderen, ob wir irgendwie sehen können, wo etwa die Gerechtigkeit sein könnte und wo die Ungerechtigkeit, und worin sie sich voneinander unterscheiden, und ob sie besitzen muss, wer glücklich sein will, mag er allen Göttern und Menschen verborgen sein oder auch nicht.

c6 ᾠκισμένη (Beachte das Iota adscriptum!): → Stf; das Resultat dessen, was in 369 a5–7 begonnen wurde. — d1 σκόπει Beachte den Akzent! Ebenso παρακάλει in d3 — d2 ποθὲν Beachte den Akzent! Du kennst das Interrogativum πόθεν – hier als Enklitikum in indefiniter Bedeutung! — d4-5 ἀλλή­λοιν διαφέρετον Dualformen für ἀλλή­λων διαφέρουσιν — d5 πότερον indir. Frage: obκεκτῆσθαι → Stf; ergänze sinngemäß ein αὐτήν — τὸν μέλλοντα εὐδαίμονα εἶναι wird Subjekt des von δεῖ abhängigen dass-Satzes — d6 ἐάντε … ἐάντε sei es dass … oder dass

e
Οὐδὲν λέγεις, ἔφη ὁ Γλαύκων· σὺ γὰρ ὑπέσχου ζητήσειν,
ὡς οὐχ ὅσιόν σοι ὂν μὴ οὐ βοηθεῖν δικαιοσύνῃ εἰς δύναμιν
παντὶ τρόπῳ.
[Übersetzung]
Das ist inakzeptabel, sagte Glaukon; denn du hast selbst versprochen zu suchen, als ob es freivelhaft wäre, der Gerechtigkeit nicht nach Kräften auf jede Weise zu helfen.

d8 οὐδὲν λέγειν „nichts“ sagen, also etwas sagen, was nicht annehmbar ist — ὑπέσχου → Stfd8 ὡς οὐχ ὅσιόν ὄν (absolut. Part.): als ob es frevelhaft wäreμὴ οὐ doppelte Verneinung nach οὐχ ὅσιον — εἰς δύναμιν nach Vermögen
Ἀληθῆ, ἔφην ἐγώ, ὑπομιμνῄσκεις, καὶ ποιητέον μέν γε
οὕτως, χρὴ δὲ καὶ ὑμᾶς συλλαμβάνειν.
[Übersetzung]
Ganz richtig, sagte ich, erinnerst du mich, und so soll es geschehen. Es ist aber nötig, auch euch mit hinzuzunehmen.

5
Ἀλλ᾽, ἔφη, ποιήσομεν οὕτω.
[Übersetzung]
Ja, sagte er, so wollen wir es machen.

Ἐλπίζω τοίνυν, ἦν δ᾽ ἐγώ, εὑρήσειν αὐτὸ ὧδε. οἶμαι
ἡμῖν τὴν πόλιν, εἴπερ ὀρθῶς γε ᾤκισται, τελέως ἀγαθὴν
εἶναι.
[Übersetzung]
Ich hoffe also, sagte ich, die Sache so zu finden. Ich glaube, dass die Stadt, wenn sie wirklich richtig gegründet ist, vollkommen gut ist.

e7 ᾤκισται s. oben zu c6 — τελέως vollkommen
Ἀνάγκη γ᾽, ἔφη.
[Übersetzung]
Notwendigerweise, sagte er.

10
Δῆλον δὴ ὅτι σοφή τ᾽ ἐστὶ καὶ ἀνδρεία καὶ σώφρων καὶ
δικαία.
[Übersetzung]
Offenbar ist sie doch auch weise und tapfer und besonnen und gerecht.

Δῆλον.
[Übersetzung]
Offenbar.

Οὐκοῦν ὅτι ἂν αὐτῶν εὕρωμεν ἐν αὐτῇ, τὸ ὑπόλοιπον
ἔσται τὸ οὐχ ηὑρημένον;
[Übersetzung]
Falls wir also etwas von diesen Eigenschaften in ihr finden, wird das Übrige das Nicht-Gefundene sein.

428
Τί μήν;
[Übersetzung]
Warum nicht?

a1 τί μήν; warum nicht?