Platon Phaidon 12.06.16

Platon, Phaidon

2. Unsterblichkeitsbeweis (72e3–77d5)

72
Text nach Burnet
Kommentar / Übersetzung
e 3

5


73
Καὶ μήν, ἔφη ὁ Κέβης ὑπολαβών, καὶ κατ᾽ ἐκεῖνόν γε
τὸν λόγον, ὦ Σώκρατες, εἰ ἀληθής ἐστιν, ὃν σὺ εἴωθας
θαμὰ λέγειν, ὅτι ἡμῖν ἡ μάθησις οὐκ ἄλλο τι ἢ ἀνάμνησις
τυγχάνει οὖσα, καὶ κατὰ τοῦτον ἀνάγκη που ἡμᾶς ἐν προτέρῳ
τινὶ χρόνῳ μεμαθηκέναι ἃ νῦν ἀναμιμνῃσκόμεθα. Tοῦτο δὲ
ἀδύνατον, εἰ μὴ ἦν που ἡμῖν ἡ ψυχὴ πρὶν ἐν τῷδε τῷ ἀν-
θρωπίνῳ εἴδει γενέσθαι· ὥστε καὶ ταύτῃ ἀθάνατον ἡ ψυχή
τι ἔοικεν εἶναι.
[Übersetzung]
Und eben das auch, sprach Kebes einfallend, nach jenem Satz, o Sokrates, wenn er richtig ist, den du oft vorzutragen pflegtest, daß unser Lernen nichts anders ist als Wiedererinnerung, und daß wir deshalb notwendig in einer früheren Zeit gelernt haben müßten, wessen wir uns wiedererinnern, und daß dies unmöglich wäre, wenn unsere Seele nicht schon war, ehe sie in diese menschliche Gestalt kam, so daß auch hiernach die Seele etwas Unsterbliches sein muß.

5
Ἀλλά, ὦ Κέβης, ἔφη ὁ Σιμμίας ὑπολαβών, ποῖαι τούτων
αἱ ἀποδείξεις; Ὑπόμνησόν με· οὐ γὰρ σφόδρα ἐν τῷ παρόντι
μέμνημαι.
[Übersetzung]
Aber, o Kebes, sprach Simmias einfallend, welches sind davon die Nachweise? Erinnere mich daran, denn in diesem Augenblick besinne ich mich nicht recht darauf.



10
b
Ἑνὶ μὲν λόγῳ, ἔφη ὁ Κέβης, καλλίστῳ, ὅτι ἐρωτώμενοι
οἱ ἄνθρωποι, ἐάν τις καλῶς ἐρωτᾷ, αὐτοὶ λέγουσιν πάντα ᾗ
ἔχει – καίτοι εἰ μὴ ἐτύγχανεν αὐτοῖς ἐπιστήμη ἐνοῦσα καὶ
ὀρθὸς λόγος, οὐκ ἂν οἷοί τ᾽ ἦσαν τοῦτο ποιῆσαι – ἔπειτα
ἐάν τις ἐπὶ τὰ διαγράμματα ἄγῃ ἢ ἄλλο τι τῶν τοιούτων,
ἐνταῦθα σαφέστατα κατηγορεῖ ὅτι τοῦτο οὕτως ἔχει.
[Übersetzung]
Nur an den einen schönsten, sagte Kebes, daß, wenn die Menschen gefragt werden und einer sie nur recht zu fragen versteht, sie alles selbst sagen, wie es ist, da doch, wenn ihnen keine Erkenntnis einwohnte und richtige Einsicht, sie nicht imstande sein würden, dieses zu tun. Und wenn man sie zu den geometrischen Figuren führt oder etwas Ähnlichem, so zeigt sich dabei am deutlichsten, daß sich dies so verhält.


5
Εἰ δὲ μὴ ταύτῃ γε, ἔφη, πείθῃ, ὦ Σιμμία, ὁ Σωκράτης,
σκέψαι ἂν τῇδέ πῄ σοι σκοπουμένῳ συνδόξῃ. Ἀπιστεῖς γὰρ
δὴ πῶς ἡ καλουμένη μάθησις ἀνάμνησίς ἐστιν;
[Übersetzung]
Wenn du es aber so nicht glaubst, o Simmias, sagte Sokrates, so sieh zu, ob du uns, wenn du es etwa folgendermaßen betrachtest, beifallen wirst: Du zweifelst nämlich, wie doch das sogenannte Lernen könne Erinnerung sein?




10
Ἀπιστῶ μέν [σοι] ἔγωγε, ἦ δ᾽ ὃς ὁ Σιμμίας, οὔ, αὐτὸ δὲ
τοῦτο, ἔφη, δέομαι παθεῖν περὶ οὗ ὁ λόγος, ἀναμνησθῆναι.
Kαὶ σχεδόν γε ἐξ ὧν Κέβης ἐπεχείρησε λέγειν ἤδη μέμνημαι
καὶ πείθομαι· οὐδὲν μεντἂν ἧττον ἀκούοιμι νῦν πῇ σὺ ἐπ-
εχείρησας λέγειν.
[Übersetzung]
Ich zweifle zwar, sprach Simmias, gerade nicht, nur eben dessen, wovon die Rede ist, möchte ich lernen, erinnert zu werden, und fast schon aus dem, was mir Kebes versucht hat zu sagen, habe ich mich besonnen und glaube es. Nichtsdestoweniger aber würde ich jetzt gern hören, wie du es vorgetragen hast.
c
Τῇδ᾽ ἔγωγε, ἦ δ᾽ ὅς. Ὁμολογοῦμεν γὰρ δήπου, εἴ τίς τι
ἀναμνησθήσεται, δεῖν αὐτὸν τοῦτο πρότερόν ποτε ἐπίστασθαι.
[Übersetzung]
Ich folgendermaßen, sprach er: Wir gestehen doch wohl, daß, wenn sich einer etwas erinnern soll, er dies vorher schon wissen muß.
Πάνυ γ᾽, ἔφη.
[Übersetzung]
Gewiß wohl.

5




d
Ἆρ᾽ οὖν καὶ τόδε ὁμολογοῦμεν, ὅταν ἐπιστήμη παρα-
γίγνηται τρόπῳ τοιούτῳ, ἀνάμνησιν εἶναι; Λέγω δὲ τίνα
τρόπον; Τόνδε. Ἐάν τίς τι ἕτερον ἢ ἰδὼν ἢ ἀκούσας ἤ τινα
ἄλλην αἴσθησιν λαβὼν μὴ μόνον ἐκεῖνο γνῷ, ἀλλὰ καὶ
ἕτερον ἐννοήσῃ οὗ μὴ ἡ αὐτὴ ἐπιστήμη ἀλλ᾽ ἄλλη, ἆρα
οὐχὶ τοῦτο δικαίως λέγομεν ὅτι ἀνεμνήσθη, οὗ τὴν ἔννοιαν
ἔλαβεν;
[Übersetzung]
Gestehen wir etwa auch dieses, daß, wenn jemandem Erkenntnis auf folgende Weise kommt, dies Erinnerung sei? Ich meine aber diese Art: wenn jemand irgend etwas sieht oder hört oder anderswie wahrnimmt und er dann nicht nur jenes erkennt, sondern dabei noch ein anderes vorstellt, dessen Erkenntnis nicht dieselbe ist, sondern eine andere, ob wir dann nicht mit Recht sagen, daß er sich dessen erinnere, wovon er so eine Vorstellung bekommen hat?
Πῶς λέγεις;
[Übersetzung]
Wie meinst du das?
Οἷον τὰ τοιάδε· ἄλλη που ἐπιστήμη ἀνθρώπου καὶ λύρας.
[Übersetzung]
So wie folgendes: Eine ganz andere Vorstellung ist doch die von einem Menschen und die von einer Leier?
Πῶς γὰρ οὔ;
[Übersetzung]
Wie sollte sie nicht?
5




10
Οὐκοῦν οἶσθα ὅτι οἱ ἐρασταί, ὅταν ἴδωσιν λύραν ἢ ἱμάτιον
ἢ ἄλλο τι οἷς τὰ παιδικὰ αὐτῶν εἴωθε χρῆσθαι, πάσχουσι
τοῦτο· ἔγνωσάν τε τὴν λύραν καὶ ἐν τῇ διανοίᾳ ἔλαβον τὸ
εἶδος τοῦ παιδὸς οὗ ἦν ἡ λύρα; Τοῦτο δέ ἐστιν ἀνάμνησις·
ὥσπερ γε καὶ Σιμμίαν τις ἰδὼν πολλάκις Kέβητος ἀνεμνήσθη,
καὶ ἄλλα που μυρία τοιαῦτ᾽ ἂν εἴη.
[Übersetzung]
Du weißt aber doch, daß Liebhabern, wenn sie eine Leier sehen oder ein Kleid oder sonst etwas, was ihr Liebling zu gebrauchen pflegt, es so ergeht: sie erkennen die Leier, und in ihrer Seele nehmen sie zugleich auf das Bild des Knaben, dem die Leier gehört, und das ist nun Erinnerung, so wie auch einer, wenn er den Simmias sieht, wohl leicht an den Kebes denkt, und sehr vieles dergleichen.
Μυρία μέντοι νὴ Δία, ἔφη ὁ Σιμμίας.
[Übersetzung]
Sehr vieles, beim Zeus, sagte Simmias.
e
Οὐκοῦν, ἦ δ᾽ ὅς, τὸ τοιοῦτον ἀνάμνησίς τίς ἐστι; Μάλιστα
μέντοι ὅταν τις τοῦτο πάθῃ περὶ ἐκεῖνα ἃ ὑπὸ χρόνου καὶ τοῦ
μὴ ἐπισκοπεῖν ἤδη ἐπελέληστο;
[Übersetzung]
Und nicht wahr, sprach er, dergleichen ist nun Erinnerung, vorzüglich wenn es einem bei solchen Dingen begegnet, die ihm, weil sie ihm seit langer Zeit schon nicht vorgekommen und er nicht an sie gedacht, in Vergessenheit geraten waren.
Πάνυ μὲν οὖν, ἔφη.
[Übersetzung]
Allerdings, sagte er.
5
Τί δέ; ἦ δ᾽ ὅς· ἔστιν ἵππον γεγραμμένον ἰδόντα καὶ
λύραν γεγραμμένην ἀνθρώπου ἀναμνησθῆναι, καὶ Σιμμίαν
ἰδόντα γεγραμμένον Kέβητος ἀναμνησθῆναι;
[Übersetzung]
Wie nun? Kann man sich auch wohl, wenn man ein gemaltes Pferd sieht oder eine gemalte Leier,eines Menschen dabei erinnern? Und wenn man den Simmias gemalt sieht, sich des Kebes dabeierinnern?
Πάνυ γε.
[Übersetzung]
Auch das freilich.

10
Οὐκοῦν καὶ Σιμμίαν ἰδόντα γεγραμμένον αὐτοῦ Σιμμίου
ἀναμνησθῆναι;
[Übersetzung]
Auch wenn man den Simmias gemalt sieht, sich des Simmias selbst erinnern?
74
Ἔστι μέντοι, ἔφη.
[Übersetzung]
Das kann man freilich, sagte er.

Ἆρ᾽ οὖν οὐ κατὰ πάντα ταῦτα συμβαίνει τὴν ἀνάμνησιν
εἶναι μὲν ἀφ᾽ ὁμοίων, εἶναι δὲ καὶ ἀπὸ ἀνομοίων;
[Übersetzung]
Und nicht wahr, in allen diesen Fallen entsteht uns Erinnerung, das einemal aus ähnlichen Dingen, das anderemal aus unähnlichen?
Συμβαίνει.
[Übersetzung]
So entsteht sie.
5
Ἀλλ᾽ ὅταν γε ἀπὸ τῶν ὁμοίων ἀναμιμνῄσκηταί τίς τι, ἆρ᾽
οὐκ ἀναγκαῖον τόδε προσπάσχειν, ἐννοεῖν εἴτε τι ἐλλείπει
τοῦτο κατὰ τὴν ὁμοιότητα εἴτε μὴ ἐκείνου οὗ ἀνεμνήσθη;
[Übersetzung]
Aber wenn nun einer bei ähnlichen Dingen sich etwas erinnert, muß ihm nicht auch das noch dazu begegnen, daß er inne wird, ob diese etwas zurückbleiben in der Ähnlichkeit, oder nicht, hinter dem, dessen er sich erinnert?
Ἀνάγκη, ἔφη.
[Übersetzung]
Notwendig, sagte er.

10
Σκόπει δή, ἦ δ᾽ ὅς, εἰ ταῦτα οὕτως ἔχει. Φαμέν πού τι
εἶναι ἴσον, οὐ ξύλον λέγω ξύλῳ οὐδὲ λίθον λίθῳ οὐδ᾽ ἄλλο
τῶν τοιούτων οὐδέν, ἀλλὰ παρὰ ταῦτα πάντα ἕτερόν τι, αὐτὸ
τὸ ἴσον· φῶμέν τι εἶναι ἢ μηδέν;
[Übersetzung]
Wohlan denn, sprach jener, sieh zu, ob sich dies so verhält: Wir nennen doch etwas gleich? Ich meine nicht, ein Holz dem andern oder einen Stein dem andern, noch irgend etwas dergleichen, sondern außer diesem allen etwas anderes, das Gleiche selbst, sagen wir, daß das etwas ist oder nichts?
b
Φῶμεν μέντοι νὴ Δί᾽, ἔφη ὁ Σιμμίας, θαυμαστῶς γε.
[Übersetzung]
Gewiß, beim Zeus, sprach Simmias, ganz entschieden!
Ἦ καὶ ἐπιστάμεθα αὐτὸ ὃ ἔστιν;
[Übersetzung]
Erkennen wir auch dieses, was es ist?
Πάνυ γε, ἦ δ᾽ ὅς.
[Übersetzung]
Allerdings, sprach er.

5
Πόθεν λαβόντες αὐτοῦ τὴν ἐπιστήμην; Ἆρ᾽ οὐκ ἐξ ὧν
νυνδὴ ἐλέγομεν, ἢ ξύλα ἢ λίθους ἢ ἄλλα ἄττα ἰδόντες
ἴσα, ἐκ τούτων ἐκεῖνο ἐνενοήσαμεν, ἕτερον ὂν τούτων; Ἢ
οὐχ ἕτερόν σοι φαίνεται; Σκόπει δὲ καὶ τῇδε. Ἆρ᾽ οὐ λίθοι
μὲν ἴσοι καὶ ξύλα ἐνίοτε ταὐτὰ ὄντα τῷ μὲν ἴσα φαίνεται,
τῷ δ᾽ οὔ;
[Übersetzung]
Woher nahmen wir aber seine Erkenntnis? Nicht aus dem, was wir eben sagten! Wenn wir Hölzer oder Steine oder irgend andere gleiche Dinge sahen, haben wir nicht bei diesen uns jenes vorgestellt, was doch verschieden ist von diesen? Oder scheint es dir nicht verschieden zu sein? Bedenke es nur auch so: Erscheinen dir nicht gleiche Steine oder Hölzer, ganz dieselben bleibend, bisweilen als gleich und dann wieder nicht?
10
Πάνυ μὲν οὖν.
[Übersetzung]
Oja.
c
Τί δέ; Αὐτὰ τὰ ἴσα ἔστιν ὅτε ἄνισά σοι ἐφάνη, ἢ ἡ ἰσότης
ἀνισότης;
[Übersetzung]
Wie aber? Die gleichen Dinge selbst erscheinen dir bisweilen als ungleich, und etwa auch die Gleichheit als Ungleichheit?
Οὐδεπώποτέ γε, ὦ Σώκρατες.
[Übersetzung]
Nimmermehr wohl, Sokrates.

5
Οὐ ταὐτὸν ἄρα ἐστίν, ἦ δ᾽ ὅς, ταῦτά τε τὰ ἴσα καὶ αὐτὸ
τὸ ἴσον.
[Übersetzung]
Also, sprach er, sind jene gleichen Dinge und dieses Gleiche selbst nicht dasselbe.
Οὐδαμῶς μοι φαίνεται, ὦ Σώκρατες.
[Übersetzung]
Offenbar keineswegs, o Sokrates.
Ἀλλὰ μὴν ἐκ τούτων γ᾽, ἔφη, τῶν ἴσων, ἑτέρων ὄντων
ἐκείνου τοῦ ἴσου, ὅμως αὐτοῦ τὴν ἐπιστήμην ἐννενόηκάς τε
καὶ εἴληφας;
[Übersetzung]
Doch aber bei jenen Gleichen, verschieden von diesem Gleichen, hast du die Erkenntnis des letzteren vorgestellt oder erhalten?
10
Ἀληθέστατα, ἔφη, λέγεις.
[Übersetzung]
Vollkommen richtig.
Οὐκοῦν ἢ ὁμοίου ὄντος τούτοις ἢ ἀνομοίου;
[Übersetzung]
Indem es jenen entweder ähnlich ist oder unähnlich?
Πάνυ γε.
[Übersetzung]
Freilich.

d
Διαφέρει δέ γε, ἦ δ᾽ ὅς, οὐδέν· ἕως ἂν ἄλλο ἰδὼν ἀπὸ
ταύτης τῆς ὄψεως ἄλλο ἐννοήσῃς, εἴτε ὅμοιον εἴτε ἀνόμοιον,
ἀναγκαῖον, ἔφη, αὐτὸ ἀνάμνησιν γεγονέναι.
[Übersetzung]
Und das macht ja, sprach er, keinen Unterschied. Denn sooft du, etwas sehend, von dieser Gesichtswahrnehmung aus dir noch ein anderes vorstellst, es sei nun ähnlich oder unähnlich, so ist notwendig dieses Vorstellen eine Erinnerung gewesen.
Πάνυ μὲν οὖν.
[Übersetzung]
Allerdings.

5
Τί δέ; ἦ δ᾽ ὅς· ἦ πάσχομέν τι τοιοῦτον περὶ τὰ ἐν τοῖς
ξύλοις τε καὶ οἷς νυνδὴ ἐλέγομεν τοῖς ἴσοις; Ἆρα φαίνεται
ἡμῖν οὕτως ἴσα εἶναι ὥσπερ αὐτὸ τὸ ὃ ἔστιν, ἢ ἐνδεῖ τι
ἐκείνου τῷ τοιοῦτον εἶναι οἷον τὸ ἴσον, ἢ οὐδέν;
[Übersetzung]
Wie aber weiter? sprach er, begegnet uns wohl so etwas bei den gleichen Hölzern und andern, von denen wir eben sprachen? Scheinen sie uns ebenso gleich zu sein wie das Gleiche selbst? Oder fehlt etwas daran, daß sie nicht so sind wie das Gleiche, oder nichts? Gar viel, sprach er, fehlt daran.
Καὶ πολύ γε, ἔφη, ἐνδεῖ.
[Übersetzung]
Das Aufleben.

10
e
Οὐκοῦν ὁμολογοῦμεν, ὅταν τίς τι ἰδὼν ἐννοήσῃ ὅτι βού-
λεται μὲν τοῦτο ὃ νῦν ἐγὼ ὁρῶ εἶναι οἷον ἄλλο τι τῶν ὄντων,
ἐνδεῖ δὲ καὶ οὐ δύναται τοιοῦτον εἶναι [ἴσον] οἷον ἐκεῖνο, ἀλλ᾽
ἔστιν φαυλότερον, ἀναγκαῖόν που τὸν τοῦτο ἐννοοῦντα τυχεῖν
προειδότα ἐκεῖνο ᾧ φησιν αὐτὸ προσεοικέναι μέν, ἐνδεεστέρως
δὲ ἔχειν;
[Übersetzung]
Müssen wir nun nicht gestehen, wenn jemand, der etwas sieht, bemerkt, dieses, was ich hier sehe, will zwar sein wie etwas gewisses anderes, es bleibt aber zurück und vermag nicht so zu sein wie jenes, sondern ist schlechter, daß der, welcher dies bemerkt, notwendig jenes vorher kennen muß, von dem er sagt, daß das andere ihm zwar gleiche, aber doch dahinter zurückbleibe?
5
Ἀνάγκη.
[Übersetzung]
Notwendig.
Τί οὖν; Τὸ τοιοῦτον πεπόνθαμεν καὶ ἡμεῖς ἢ οὒ περί τε
τὰ ἴσα καὶ αὐτὸ τὸ ἴσον;
[Übersetzung]
Und wie? Geht es uns nun so mit den gleichen Dingen und dem Gleichen selbst?
Παντάπασί γε.
[Übersetzung]
Auf alle Weise.

75
Ἀναγκαῖον ἄρα ἡμᾶς προειδέναι τὸ ἴσον πρὸ ἐκείνου τοῦ
χρόνου ὅτε τὸ πρῶτον ἰδόντες τὰ ἴσα ἐνενοήσαμεν ὅτι
ὀρέγεται μὲν πάντα ταῦτα εἶναι οἷον τὸ ἴσον, ἔχει δὲ
ἐνδεεστέρως.
[Übersetzung]
Notwendig also kennen wir das Gleiche schon vor jener Zeit, als wir, zuerst Gleiches erblickend, bemerkten, daß alles dergleichen strebe zu sein wie das Gleiche, aber doch dahinter zurückbleibe?

Ἔστι ταῦτα.
[Übersetzung]
So ist es.
5
Ἀλλὰ μὴν καὶ τόδε ὁμολογοῦμεν, μὴ ἄλλοθεν αὐτὸ ἐν-
νενοηκέναι μηδὲ δυνατὸν εἶναι ἐννοῆσαι ἀλλ᾽ ἢ ἐκ τοῦ ἰδεῖν
ἢ ἅψασθαι ἢ ἔκ τινος ἄλλης τῶν αἰσθήσεων· ταὐτὸν δὲ
πάντα ταῦτα λέγω.
[Übersetzung]
Aber auch das geben wir doch zu, daß wir eben dieses nirgend andersher bemerkt haben noch imstande sind, es zu bemerken, als bei dem Sehen oder Berühren oder irgend einer andern Wahrnehmung, denn diese sind mir alle einerlei.

10
Ταὐτὸν γὰρ ἔστιν, ὦ Σώκρατες, πρός γε ὃ βούλεται
δηλῶσαι ὁ λόγος.
[Übersetzung]
Sie sind auch einerlei, o Sokrates, für das, wohin unsere Rede will.

b
Ἀλλὰ μὲν δὴ ἔκ γε τῶν αἰσθήσεων δεῖ ἐννοῆσαι ὅτι
πάντα τὰ ἐν ταῖς αἰσθήσεσιν ἐκείνου τε ὀρέγεται τοῦ ὃ
ἔστιν ἴσον, καὶ αὐτοῦ ἐνδεέστερά ἐστιν· ἢ πῶς λέγομεν;
[Übersetzung]
Aber doch an den Wahrnehmungen muß man bemerken, daß alles so in den Wahrnehmungen Vorkommende jenem nachstrebt, was das Gleiche ist, und daß es dahinter zurückbleibt. Oder wie wollen wir sagen?
Οὕτως.
[Übersetzung]
So.

5
Πρὸ τοῦ ἄρα ἄρξασθαι ἡμᾶς ὁρᾶν καὶ ἀκούειν καὶ τἆλλα
αἰσθάνεσθαι τυχεῖν ἔδει που εἰληφότας ἐπιστήμην αὐτοῦ
τοῦ ἴσου ὅτι ἔστιν, εἰ ἐμέλλομεν τὰ ἐκ τῶν αἰσθήσεων ἴσα
ἐκεῖσε ἀνοίσειν, ὅτι προθυμεῖται μὲν πάντα τοιαῦτ᾽ εἶναι οἷον
ἐκεῖνο, ἔστιν δὲ αὐτοῦ φαυλότερα.
[Übersetzung]
Ehe wir also anfingen, zu sehen oder zu hören oder die anderen Sinne zu gebrauchen, mußten wir schon irgendwoher die Erkenntnis bekommen haben des eigentlich Gleichen, was es ist, wenn wir doch das Gleiche in den Wahrnehmungen so auf jenes beziehen sollten, daß dergleichen alles zwar strebt zu sein wie jenes, aber doch immer schlechter ist.
Ἀνάγκη ἐκ τῶν προειρημένων, ὦ Σώκρατες.
[Übersetzung]
Notwendig nach dem Vorhergesagten, o Sokrates.
10
Οὐκοῦν γενόμενοι εὐθὺς ἑωρῶμέν τε καὶ ἠκούομεν καὶ τὰς
ἄλλας αἰσθήσεις εἴχομεν;
[Übersetzung]
Nun aber haben wir doch gleich von unserer Geburt an gesehen, gehört und die anderen Sinne gebraucht?
Πάνυ γε.
[Übersetzung]
Freilich.
c
Ἔδει δέ γε, φαμέν, πρὸ τούτων τὴν τοῦ ἴσου ἐπιστήμην
εἰληφέναι;
[Übersetzung]
Und wir mußten, sagen wir, schon ehe dieses geschah, die Erkenntnis des Gleichen bekommen haben?
Ναί.
[Übersetzung]
Ja.

5
Πρὶν γενέσθαι ἄρα, ὡς ἔοικεν, ἀνάγκη ἡμῖν αὐτὴν εἰλη-
φέναι.
[Übersetzung]
Ehe wir also geboren wurden, müssen wir sie, wie sich zeigt, bekommen haben.
Ἔοικεν.
[Übersetzung]
So zeigt es sich.



10

d



5
Οὐκοῦν εἰ μὲν λαβόντες αὐτὴν πρὸ τοῦ γενέσθαι ἔχοντες
ἐγενόμεθα, ἠπιστάμεθα καὶ πρὶν γενέσθαι καὶ εὐθὺς γενό-
μενοι οὐ μόνον τὸ ἴσον καὶ τὸ μεῖζον καὶ τὸ ἔλαττον ἀλλὰ
καὶ σύμπαντα τὰ τοιαῦτα; Οὐ γὰρ περὶ τοῦ ἴσου νῦν ὁ λόγος
ἡμῖν μᾶλλόν τι ἢ καὶ περὶ αὐτοῦ τοῦ καλοῦ καὶ αὐτοῦ τοῦ
ἀγαθοῦ καὶ δικαίου καὶ ὁσίου καί, ὅπερ λέγω, περὶ ἁπάντων
οἷς ἐπισφραγιζόμεθα τὸ «αὐτὸ ὃ ἔστι» καὶ ἐν ταῖς ἐρωτή-
σεσιν ἐρωτῶντες καὶ ἐν ταῖς ἀποκρίσεσιν ἀποκρινόμενοι.
Ὥστε ἀναγκαῖον ἡμῖν τούτων πάντων τὰς ἐπιστήμας πρὸ τοῦ
γενέσθαι εἰληφέναι.
[Übersetzung]
Wenn wir sie also vor unserer Geburt empfangen haben und in ihrem Besitz geboren worden sind, so erkannten wir auch schon, ehe wir wurden und sobald wir da waren, nicht das Gleiche nur und das Größere und Kleinere, sondern alles dieser Art insgesamt? Denn es ist uns ja jetzt nicht eben mehr von dem Gleichen die Rede, als auch von dem Schönen selbst und dem Guten selbst und dem Rechten und Frommen und, wie ich sage, von allem, was wir bezeichnen als dies selbst, was es ist, in unsern Fragen, wenn wir fragen, und in unsern Antworten, wenn wir antworten. So daß wir notwendig von diesem allen die Erkenntnisse, schon ehe wir geboren wurden, erhalten haben.
Ἔστι ταῦτα.
[Übersetzung]
So ist es.



10
Καὶ εἰ μέν γε λαβόντες ἑκάστοτε μὴ ἐπιλελήσμεθα,
εἰδότας ἀεὶ γίγνεσθαι καὶ ἀεὶ διὰ βίου εἰδέναι· τὸ γὰρ
εἰδέναι τοῦτ᾽ ἔστιν, λαβόντα του ἐπιστήμην ἔχειν καὶ μὴ
ἀπολωλεκέναι· ἢ οὐ τοῦτο λήθην λέγομεν, ὦ Σιμμία, ἐπι-
στήμης ἀποβολήν;
[Übersetzung]
Und daß wir, wenn wir sie nicht immer wieder vergessen würden, nachdem wir sie bekommen, auch immer wissen und uns ihrer das ganze Leben hindurch bewußt sein würden. Denn das heißt ja wissen: eine empfangene Erkenntnis besitzen und nicht verloren haben. Oder heißt das nicht vergessen, o Simmias: Verlust einer Erkenntnis?
e
Πάντως δήπου, ἔφη, ὦ Σώκρατες.
[Übersetzung]
Auf alle Weise, sagte er, o Sokrates.



5
Εἰ δέ γε οἶμαι λαβόντες πρὶν γενέσθαι γιγνόμενοι ἀπω-
λέσαμεν, ὕστερον δὲ ταῖς αἰσθήσεσι χρώμενοι περὶ αὐτὰ
ἐκείνας ἀναλαμβάνομεν τὰς ἐπιστήμας ἅς ποτε καὶ πρὶν
εἴχομεν, ἆρ᾽ οὐχ ὃ καλοῦμεν μανθάνειν οἰκείαν ἂν ἐπιστήμην
ἀναλαμβάνειν εἴη; Tοῦτο δέ που ἀναμιμνῄσκεσθαι λέγοντες
ὀρθῶς ἂν λέγοιμεν;
[Übersetzung]
Und wenn wir, meine ich, vor unserer Geburt sie besaßen und sie bei der Geburt verloren haben, hernach aber beim Gebrauch unserer Sinne an solchen Dingen eben jene Erkenntnisse wieder aufnahmen, die wir einmal schon vorher hatten, ist dann nicht, was wir lernen heißen, das Wiederaufnehmen einer uns schon angehörigen Erkenntnis? Und wenn wir dies Wiedererinnern nennen, werden wir es nicht richtig benennen?
Πάνυ γε.
[Übersetzung]
Gewiß.
76



5
Δυνατὸν γὰρ δὴ τοῦτό γε ἐφάνη, αἰσθόμενόν τι ἢ ἰδόντα
ἢ ἀκούσαντα ἤ τινα ἄλλην αἴσθησιν λαβόντα ἕτερόν τι ἀπὸ
τούτου ἐννοῆσαι ὃ ἐπελέληστο, ᾧ τοῦτο ἐπλησίαζεν ἀνόμοιον
ὂν ἢ ᾧ ὅμοιον· ὥστε, ὅπερ λέγω, δυοῖν θάτερα, ἤτοι ἐπι-
στάμενοί γε αὐτὰ γεγόναμεν καὶ ἐπιστάμεθα διὰ βίου πάντες,
ἢ ὕστερον, οὕς φαμεν μανθάνειν, οὐδὲν ἀλλ᾽ ἢ ἀναμιμνῄ-
σκονται οὗτοι, καὶ ἡ μάθησις ἀνάμνησις ἂν εἴη.
[Übersetzung]
Denn das hatte sich uns doch als möglich gezeigt, daß, wer etwas wahrnimmt, es sei nun durch Gesicht und Gehör oder irgendeinen anderen Sinn, dabei etwas anderes vorstellen könne, was er vergessen hatte und was diesem nahekam als unähnlich oder als ähnlich. Also, wie ich sage, eines von beiden, entweder sind wir mit diesem Wissen geboren worden und wissen es unser Leben lang alle, oder die, von denen wir sagen, daß sie hernach erst lernen, erinnern sich dessen nur, und das Lernen wäre also eine Erinnerung.
Καὶ μάλα δὴ οὕτως ἔχει, ὦ Σώκρατες.
[Übersetzung]
Wohl gar sehr verhält es sich so, Sokrates.

b
Πότερον οὖν αἱρῇ, ὦ Σιμμία; Ἐπισταμένους ἡμᾶς γεγο-
νέναι, ἢ ἀναμιμνῄσκεσθαι ὕστερον ὧν πρότερον ἐπιστήμην
εἰληφότες ἦμεν;
[Übersetzung]
Welches nun wählst du, o Simmias, daß wir wissend geboren werden, oder daß wir uns hernach dessen erinnern, wovon wir schon vorher eine Erkenntnis gehabt hatten?
Οὐκ ἔχω, ὦ Σώκρατες, ἐν τῷ παρόντι ἑλέσθαι.
[Übersetzung]
So im Augenblick, o Sokrates, weiß ich nicht zu wählen.

5
Τί δέ; Τόδε ἔχεις ἑλέσθαι, καὶ πῇ σοι δοκεῖ περὶ αὐτοῦ;
Ἀνὴρ ἐπιστάμενος περὶ ὧν ἐπίσταται ἔχοι ἂν δοῦναι λόγον
ἢ οὔ;
[Übersetzung]
Wie aber? Kannst du hier wählen, oder was dünkt dich hiervon: Muß ein wissender Mensch von dem, was er weiß, Rechenschaft geben können oder nicht?
Πολλὴ ἀνάγκη, ἔφη, ὦ Σώκρατες.
[Übersetzung]
Ganz notwendig, o Sokrates, sprach er.
Ἧ καὶ δοκοῦσί σοι πάντες ἔχειν διδόναι λόγον περὶ τού-
των ὧν νυνδὴ ἐλέγομεν;
[Übersetzung]
Und dünkt dich denn, daß alle Rechenschaft zu geben imstande sind von dem, was wir eben anführten?
10
Βουλοίμην μεντἄν, ἔφη ὁ Σιμμίας· ἀλλὰ πολὺ μᾶλλον
φοβοῦμαι μὴ αὔριον τηνικάδε οὐκέτι ᾖ ἀνθρώπων οὐδεὶς
ἀξίως οἷός τε τοῦτο ποιῆσαι.
[Übersetzung]
Das wünschte ich wohl, sprach Simmias, aber ich fürchte vielmehr, es möchte uns schon morgen hierzulande keiner mehr gefunden werden, der dies gehörig zu tun vermöchte.
c
Οὐκ ἄρα δοκοῦσί σοι ἐπίστασθαί γε, ἔφη, ὦ Σιμμία,
πάντες αὐτά;
[Übersetzung]
Du meinst also nicht, o Simmias, daß alle dieses wissen?
Οὐδαμῶς.
[Übersetzung]
Keineswegs.
Ἀναμιμνῄσκονται ἄρα ἅ ποτε ἔμαθον;
[Übersetzung]
Also erinnern sie sich dessen nicht, was sie einst gelernt hatten?
5
Ἀνάγκη.
[Übersetzung]
Notwendig.
Πότε λαβοῦσαι αἱ ψυχαὶ ἡμῶν τὴν ἐπιστήμην αὐτῶν; Oὐ
γὰρ δὴ ἀφ᾽ οὗ γε ἄνθρωποι γεγόναμεν.
[Übersetzung]
Wann aber hatten unsere Seelen die Erkenntnis davon bekommen? Doch wohl nicht, seitdem wir als Menschen geboren sind?
Οὐ δῆτα.
[Übersetzung]
Nicht füglich.
Πρότερον ἄρα.
[Übersetzung]
Früher also?
10
Ναί.
[Übersetzung]
Ja.
Ἦσαν ἄρα, ὦ Σιμμία, αἱ ψυχαὶ καὶ πρότερον, πρὶν
εἶναι ἐν ἀνθρώπου εἴδει, χωρὶς σωμάτων, καὶ φρόνησιν
εἶχον.
[Übersetzung]
Also waren, o Simmias, die Seelen, auch ehe sie in menschlicher Gestalt waren, ohne Leiber und hatten Einsicht.

15
Εἰ μὴ ἄρα ἅμα γιγνόμενοι λαμβάνομεν, ὦ Σώκρατες,
ταύτας τὰς ἐπιστήμας· οὗτος γὰρ λείπεται ἔτι ὁ χρόνος.
[Übersetzung]
Wenn wir nicht etwa bei der Geburt diese Erkenntnisse empfangen, o Sokrates, denn diese Zeit bleibt uns noch übrig.
d
Εἶεν, ὦ ἑταῖρε· ἀπόλλυμεν δὲ αὐτὰς ἐν ποίῳ ἄλλῳ χρόνῳ
– οὐ γὰρ δὴ ἔχοντές γε αὐτὰς γιγνόμεθα, ὡς ἄρτι ὡμολογή
σαμεν – ἢ ἐν τούτῳ ἀπόλλυμεν ἐν ᾧπερ καὶ λαμβάνομεν; Ἢ
ἔχεις ἄλλον τινὰ εἰπεῖν χρόνον;
[Übersetzung]
Gut, o Freund! Aber in welcher andern Zeit verlieren wir sie denn? Denn wir haben sie nicht, wenn wir geboren werden, wie wir eben annahmen. Oder verlieren wir sie in derselben Zeit, in welcher wir sie auch empfangen? Oder weißt du noch eine andere Zeit anzugeben?
5
Οὐδαμῶς, ὦ Σώκρατες, ἀλλὰ ἔλαθον ἐμαυτὸν οὐδὲν εἰ-
πών.
[Übersetzung]
Keineswegs, o Sokrates, sondern ich merkte nur nicht, daß ich nichts sagte.



e



5
Ἆρ᾽ οὖν οὕτως ἔχει, ἔφη, ἡμῖν, ὦ Σιμμία; Εἰ μὲν ἔστιν
ἃ θρυλοῦμεν ἀεί, καλόν τέ τι καὶ ἀγαθὸν καὶ πᾶσα ἡ τοιαύτη
οὐσία, καὶ ἐπὶ ταύτην τὰ ἐκ τῶν αἰσθήσεων πάντα ἀνα-
φέρομεν, ὑπάρχουσαν πρότερον ἀνευρίσκοντες ἡμετέραν
οὖσαν, καὶ ταῦτα ἐκείνῃ ἀπεικάζομεν, ἀναγκαῖον, οὕτως ὥσπερ
καὶ ταῦτα ἔστιν, οὕτως καὶ τὴν ἡμετέραν ψυχὴν εἶναι καὶ
πρὶν γεγονέναι ἡμᾶς· εἰ δὲ μὴ ἔστι ταῦτα, ἄλλως ἂν ὁ λόγος
οὗτος εἰρημένος εἴη; Ἆρ᾽ οὕτως ἔχει, καὶ ἴση ἀνάγκη ταῦτά
τε εἶναι καὶ τὰς ἡμετέρας ψυχὰς πρὶν καὶ ἡμᾶς γεγονέναι,
καὶ εἰ μὴ ταῦτα, οὐδὲ τάδε;
[Übersetzung]
Verhält es sich nun also nicht so mit uns, sprach er, o Simmias? Wenn das etwas ist, was wir immer im Munde führen, das Schöne und Gute und jegliches Wesen dieser Art, und wenn wir hierauf alles, was uns durch die Sinne kommt, beziehen als auf ein vorher Gehabtes, was wir als das Unsrige wieder auffinden, und wenn wir diese Dinge damit vergleichen, so muß notwendig, ebenso wie dieses ist, so auch unsere Seele sein, auch ehe wir noch geboren worden sind. Wenn aber alles dieses nichts ist, so wäre dann auch diese Rede vergeblich geredet. Verhält es sich wohl so, und ist es die ganz gleiche Notwendigkeit, daß jenes ist, und daß auch unsere Seelen sind auch vor unserer Geburt, und daß, wenn jenes nicht, dann auch nicht dieses?


77



5
Ὑπερφυῶς, ὦ Σώκρατες, ἔφη ὁ Σιμμίας, δοκεῖ μοι ἡ
αὐτὴ ἀνάγκη εἶναι, καὶ εἰς καλόν γε καταφεύγει ὁ λόγος εἰς
τὸ ὁμοίως εἶναι τήν τε ψυχὴν ἡμῶν πρὶν γενέσθαι ἡμᾶς καὶ
τὴν οὐσίαν ἣν σὺ νῦν λέγεις. Οὐ γὰρ ἔχω ἔγωγε οὐδὲν
οὕτω μοι ἐναργὲς ὂν ὡς τοῦτο, τὸ πάντα τὰ τοιαῦτ᾽ εἶναι ὡς
οἷόν τε μάλιστα, καλόν τε καὶ ἀγαθὸν καὶ τἆλλα πάντα ἃ
σὺ νυνδὴ ἔλεγες· καὶ ἔμοιγε δοκεῖ ἱκανῶς ἀποδέδεικται.
[Übersetzung]
Über die Maßen, o Sokrates, sprach Simmias, dünkt es mich dieselbe Notwendigkeit zu sein, und in Sicherheit rettet sich unsere Annahme, dahin nämlich, daß unsere Seele auf dieselbe Weise ist, ehe wir noch geboren werden, wie jenes alles, wovon du eben sprachest. Denn ich habe gar nichts, was mir so klar wäre als eben dieses, daß alles dergleichen wahrhaft in dem allerhöchsten Sinne ist, das Schöne und das Gute und was du sonst eben anführtest, und mir wenigstens ist dieses glaubhaft.
Τί δὲ δὴ Κέβητι; ἔφη ὁ Σωκράτης· δεῖ γὰρ καὶ Κέβητα
πείθειν.
[Übersetzung]
Wie aber dem Kebes? sprach Sokrates. Denn wir müssen auch den Kebes überzeugen.



b



5
Ἱκανῶς, ἔφη ὁ Σιμμίας, ὡς ἔγωγε οἶμαι· καίτοι καρτερώ-
τατος ἀνθρώπων ἐστὶν πρὸς τὸ ἀπιστεῖν τοῖς λόγοις. Ἀλλ᾽
οἶμαι οὐκ ἐνδεῶς τοῦτο πεπεῖσθαι αὐτόν, ὅτι πρὶν γενέσθαι
ἡμᾶς ἦν ἡμῶν ἡ ψυχή· εἰ μέντοι καὶ ἐπειδὰν ἀποθάνωμεν
ἔτι ἔσται, οὐδὲ αὐτῷ μοι δοκεῖ, ἔφη, ὦ Σώκρατες, ἀποδεδεῖ-
χθαι, ἀλλ᾽ ἔτι ἐνέστηκεν ὃ νυνδὴ Κέβης ἔλεγε, τὸ τῶν
πολλῶν, ὅπως μὴ ἅμα ἀποθνῄσκοντος τοῦ ἀνθρώπου δια-
σκεδάννυται ἡ ψυχὴ καὶ αὐτῇ τοῦ εἶναι τοῦτο τέλος ᾖ. Τί
γὰρ κωλύει γίγνεσθαι μὲν αὐτὴν καὶ συνίστασθαι ἄλλοθέν
ποθεν καὶ εἶναι πρὶν καὶ εἰς ἀνθρώπειον σῶμα ἀφικέσθαι,
ἐπειδὰν δὲ ἀφίκηται καὶ ἀπαλλάττηται τούτου, τότε καὶ αὐτὴν
τελευτᾶν καὶ διαφθείρεσθαι;
[Übersetzung]
Gewiß auch ihn, sprach Simmias, wie ich glaube, wiewohl er der hartnäckigste Mensch ist im Unglauben an den Reden Anderer. Allein davon, glaube ich, ist er nun hinreichend überzeugt, daß, ehe wir geboren wurden, unsere Seele war. Ob aber auch, nachdem wir gestorben sind, sie noch sein wird, das scheint auch mir selbst, o Sokrates, noch nicht bewiesen zu sein, sondern es steht noch entgegen, wie auch Kebes eben sagte, jene Meinung der großen Menge, ob nicht, indem der Mensch stirbt, die Seele zerstiebt und auch für sie dieses das Ende des Seins ist. Denn was hindert doch, daß sie zwar anderwärts her werde und bestehe und sei, auch ehe sie in menschlichen Leib gelangt, daß aber doch, nachdem sie in diesen gelangt ist, wenn sie von ihm getrennt wird, alsdann auch sie selbst endet und untergeht?
c



5
Εὖ λέγεις, ἔφη, ὦ Σιμμία, ὁ Κέβης. Φαίνεται γὰρ
ὥσπερ ἥμισυ ἀποδεδεῖχθαι οὗ δεῖ, ὅτι πρὶν γενέσθαι ἡμᾶς
ἦν ἡμῶν ἡ ψυχή, δεῖ δὲ προσαποδεῖξαι ὅτι καὶ ἐπειδὰν
ἀποθάνωμεν οὐδὲν ἧττον ἔσται ἢ πρὶν γενέσθαι, εἰ μέλλει
τέλος ἡ ἀπόδειξις ἕξειν.
[Übersetzung]
Wohlgesprochen, o Simmias, sagte Kebes. Denn es scheint gleichsam die eine Hälfte von dem bewiesen zu sein, was wir brauchen, daß nämlich, ehe wir geboren wurden, unsere Seele war, aber man muß noch dazu beweisen, daß auch, wenn wir tot sind, sie um nichts weniger sein wird als vor unserer Geburt, wenn die Erklärung ihre Vollendung bekommen soll.




d



5
Ἀποδέδεικται μέν, ἔφη, ὦ Σιμμία τε καὶ Κέβης, ὁ
Σωκράτης, καὶ νῦν, εἰ ᾽θέλετε συνθεῖναι τοῦτόν τε τὸν
λόγον εἰς ταὐτὸν καὶ ὃν πρὸ τούτου ὡμολογήσαμεν, τὸ
γίγνεσθαι πᾶν τὸ ζῶν ἐκ τοῦ τεθνεῶτος. Εἰ γὰρ ἔστιν μὲν
ἡ ψυχὴ καὶ πρότερον, ἀνάγκη δὲ αὐτῇ εἰς τὸ ζῆν ἰούσῃ τε
καὶ γιγνομένῃ μηδαμόθεν ἄλλοθεν ἢ ἐκ θανάτου καὶ τοῦ
τεθνάναι γίγνεσθαι, πῶς οὐκ ἀνάγκη αὐτὴν καὶ ἐπειδὰν
ἀποθάνῃ εἶναι, ἐπειδή γε δεῖ αὖθις αὐτὴν γίγνεσθαι; Ἀπο-
δέδεικται μὲν οὖν ὅπερ λέγετε καὶ νῦν.
[Übersetzung]
Es ist doch, o Simmias und Kebes, sprach Sokrates, auch jetzt schon gezeigt, wenn ihr diese Überlegung zusammenbringen wollt mit jener, den wir vorher zugestanden hatten, daß nämlich alles Lebende aus dem Gestorbenen entsteht. Denn wenn die Seele auch vorher schon ist, und wenn sie notwendig, indem sie ins Leben geht und geboren wird, nirgend andersher kommen kann als aus dem Tode und dem Gestorbensein, wie sollte sie denn nicht notwendig, auch nachdem sie gestorben ist, sein, wenn sie doch wiederum geboren werden soll. Gezeigt also ist dies, wie ich sagte, auch jetzt schon.