Platon „Hippias maior“ 22.06.20

Platon, Hippias I

„Was ist das Schöne?“

5. τὸ χρήσιμον (295b7–296d6)

295
Text nach Burnet
Kommentar / Übersetzung nach Schleiermacher
a 7

b



5


c



5
ΣΩ.  Ἆ μὴ μέγα, ὦ Ἱππία, λέγε. Ὁρᾷς ὅσα πράγματα
ἡμῖν ἤδη παρέσχηκε· μὴ καὶ ὀργισθὲν ἡμῖν ἔτι μᾶλλον
ἀποδρᾷ. Καίτοι οὐδὲν λέγω· σὺ μὲν γὰρ οἶμαι ῥᾳδίως αὐτὸ
εὑρήσεις, ἐπειδὰν μόνος γένῃ. Ἀλλὰ πρὸς θεῶν ἐμοῦ ἐναντίον
αὐτὸ ἔξευρε, εἰ δὲ βούλει, ὥσπερ νῦν ἐμοὶ συζήτει· καὶ ἐὰν
μὲν εὕρωμεν, κάλλιστα ἕξει, εἰ δὲ μή, στέρξω οἶμαι ἐγὼ τῇ
ἐμῇ τύχῃ, σὺ δ᾽ ἀπελθὼν ῥᾳδίως εὑρήσεις· καὶ ἐὰν μὲν νῦν
εὕρωμεν, ἀμέλει οὐκ ὀχληρὸς ἔσομαί σοι πυνθανόμενος ὅτι
ἦν ἐκεῖνο ὃ κατὰ σαυτὸν ἐξηῦρες. Νῦν δὲ θέασαι αὐτὸ ὅ σοι
δοκεῖ εἶναι τὸ καλόν. Λ έγω δὴ αὐτὸ εἶναι – ἀλλὰ γὰρ ἐπι-
σκόπει μοι πάνυ προσέχων τὸν νοῦν μὴ παραληρήσω – τοῦτο
γὰρ δὴ ἔστω ἡμῖν καλόν, ὃ ἂν χρήσιμον ᾖ. Εἶπον δὲ ἐκ
τῶνδε ἐννοούμενος· καλοί, φαμέν, οἱ ὀφθαλμοί εἰσιν, οὐχ
οἳ ἂν δοκῶσι τοιοῦτοι εἶναι οἷοι μὴ δυνατοὶ ὁρᾶν, ἀλλ᾽ οἳ ἂν
δυνατοί τε καὶ χρήσιμοι πρὸς τὸ ἰδεῖν. Ἦ γάρ;
[Übersetzung]
Sokrates: Sprich ja nicht groß, Hippias! Du siehst ja, wieviel es uns schon hat zu schaffen gemacht, dass es uns nicht gar böse wird und uns noch weiter entflieht. Doch das ist nichts gesagt. Denn du, das glaube ich wohl, wirst es leicht finden, wenn du allein bist. Aber, um der Götter willen, finde es doch in meiner Gegenwart, oder suche es wie bis jetzt mit mir. Finden wir es, so ist das ganz vortrefflich, wo nicht, so werde ich mich wohl in mein Schicksal fügen müssen, du aber wirst fortgehen und es sehr leicht herausbringen. Finden wir es jetzt, so werde ich dir offenbar hernach nicht beschwerlich fallen, und dich fragen, was doch das gewesen ist, was du für dich selbst herausgebracht hast. Nun betrachte also einmal dieses, ob du meinst es sei das Schöne. Ich sage also es sei dies, aber überlege es ja und gib sehr wohl acht, dass ich nicht etwas törichtes vorbringe. Nämlich das soll uns das Schöne sein, was brauchbar ist. Ich sagte das aber im Hinblick hierauf. Schön sind doch, sagen wir, nicht die Augen, die uns so aussehen als ob sie nicht sehen könnten, sondern die, welche es können und brauchbar sind zum Sehen. Nicht wahr?
ΙΠ.  Ναί.
[Übersetzung]
Hippias: Ja.


d



5



e
ΣΩ.  Οὐκοῦν καὶ τὸ ὅλον σῶμα οὕτω λέγομεν καλὸν
εἶναι, τὸ μὲν πρὸς δρόμον, τὸ δὲ πρὸς πάλην, καὶ αὖ τὰ
ζῷα πάντα, ἵππον καλὸν καὶ ἀλεκτρυόνα καὶ ὄρτυγα, καὶ
τὰ σκεύη πάντα καὶ τὰ ὀχήματα τά τε πεζὰ καὶ τὰ ἐν τῇ
θαλάττῃ πλοῖά τε καὶ τριήρεις, καὶ τά γε ὄργανα πάντα
τά τε ὑπὸ τῇ μουσικῇ καὶ τὰ ὑπὸ ταῖς ἄλλαις τέχναις,
εἰ δὲ βούλει, τὰ ἐπιτηδεύματα καὶ τοὺς νόμους, σχεδόν τι
πάντα ταῦτα καλὰ προσαγορεύομεν τῷ αὐτῷ τρόπῳ· ἀπο-
βλέποντες πρὸς ἕκαστον αὐτῶν ᾗ πέφυκεν, ᾗ εἴργασται,
ᾗ κεῖται, τὸ μὲν χρήσιμον καὶ ᾗ χρήσιμον καὶ πρὸς ὃ χρή-
σιμον καὶ ὁπότε χρήσιμον καλόν φαμεν εἶναι, τὸ δὲ ταύτῃ
πάντῃ ἄχρηστον αἰσχρόν· ἆρ᾽ οὐ καὶ σοὶ δοκεῖ οὕτως, ὦ
Ἱππία;
[Übersetzung]
Sokrates: Sagen wir nicht auch vom ganzen Körper so, dass er schön sei, der eine zum Laufen, der andere zum Ringen, und so auch alle Tiere nennen wir schön, Pferde und Hühner und Wachteln und alle Gefäße und Fahrzeuge zu Lande und zur See, Frachtschiffe und Kriegsschiffe, und alle Werkzeuge die für die Tonkunst und die für andere Künste, ja, wenn du willst, auch alle Beschäftigungen und Einrichtungen. Dies eben alles nennen wir schön in demselben Sinne, darauf sehend bei jedem, wie es geartet, wie es ausgearbeitet ist, in welchem Zustande es sich befindet, sagen wir das Brauchbare, inwiefern es brauchbar ist, und wozu und wann, sei schön, was aber so überall unbrauchbar ist, auch hässlich. Dünkt dich das nun nicht auch so, Hippias?
ΙΠ.  Ἔμοιγε.
[Übersetzung]
Hippias: O ja.
5
ΣΩ.  Ὀρθῶς ἄρα νῦν λέγομεν ὅτι τυγχάνει παντὸς ὂν
μᾶλλον καλὸν τὸ χρήσιμον;
[Übersetzung]
Sokrates: Richtig also erklären wir es nun, dass ganz gewiss das Brauchbare das Schöne ist.
ΙΠ.  Ὀρθῶς μέντοι, ὦ Σώ-
κρατες.
[Übersetzung]
Hippias: Ganz richtig sicherlich, Sokrates.
ΣΩ.  Οὐκοῦν τὸ δυνατὸν ἕκαστον ἀπεργάζεσθαι, εἰς
ὅπερ δυνατόν, εἰς τοῦτο καὶ χρήσιμον, τὸ δὲ ἀδύνατον
ἄχρηστον;
[Übersetzung]
Sokrates: Und nicht wahr, das was etwas zu verrichten vermag, das ist dazu, was es vermag, auch brauchbar, das Unvermögende aber unbrauchbar?
ΙΠ.  Πάνυ γε.
[Übersetzung]
Hippias: Freilich.

10
ΣΩ.  Δύναμις μὲν ἄρα καλόν,
ἀδυναμία δὲ αἰσχρόν;
[Übersetzung]
Sokrates: Vermögen also ist schön, Unvermögen aber hässlich.

296
ΙΠ.  Σφόδρα γε. τά τε γοῦν ἄλλα,
ὦ Σώκρατες, μαρτυρεῖ ἡμῖν ὅτι τοῦτο οὕτως ἔχει, ἀτὰρ οὖν
καὶ τὰ πολιτικά· ἐν γὰρ τοῖς πολιτικοῖς τε καὶ τῇ ἑαυτοῦ
πόλει τὸ μὲν δυνατὸν εἶναι πάντων κάλλιστον, τὸ δὲ ἀδύ-
νατον πάντων αἴσχιστον.
[Übersetzung]
Hippias: Gar sehr auch in anderen Dingen, o Sokrates, vorzüglich aber beweist uns, dass es sich wirklich so verhält, auch das bürgerliche Leben. Denn in öffentlichen Dingen in seinem eigenen Staat vermögend sein, das ist das Schönste von allem, unvermögend aber bei weitem das Schlechteste.

5
ΣΩ.  Εὖ λέγεις. Ἆρ᾽ οὖν πρὸς
θεῶν, Ἱππία, διὰ ταῦτα καὶ ἡ σοφία πάντων κάλλιστον, ἡ
δὲ ἀμαθία πάντων αἴσχιστον;
[Übersetzung]
Sokrates: Wohl gesprochen. Ist also etwa auch bei den Göttern, Hippias, eben deshalb die Weisheit bei weitem das Schönste und die Torheit das Hässlichste?
ΙΠ.  Ἀλλὰ τί οἴει, ὦ Σώ-
κρατες;
[Übersetzung]
Hippias: Wie wolltest du anders meinen, Sokrates?
ΣΩ.  Ἔχε δὴ ἠρέμα, ὦ φίλε ἑταῖρε· ὡς φοβοῦμαι τί ποτ᾽
αὖ λέγομεν.
[Übersetzung]
Sokrates: Halt nur stille, lieber Freund, denn mir wird bang, was wir schon wieder vorbringen.
b
ΙΠ.  Τί δ᾽ αὖ φοβῇ, ὦ Σώκρατες, ἐπεὶ νῦν γέ σοι ὁ λόγος
παγκάλως προβέβηκε;
[Übersetzung]
Hippias: Wieso ist dir wieder bange, Sokrates, da dir ja jetzt die Untersuchung herrlich vorwärts geht.
ΣΩ.  Βουλοίμην ἄν, ἀλλά μοι τόδε συνεπίσκεψαι· ἆρ᾽ ἄν
τίς τι ποιήσειεν ὃ μήτ᾽ ἐπίσταιτο μήτε τὸ παράπαν δύναιτο;
[Übersetzung]
Sokrates: Ich wünschte es wohl, aber überlege nur das mit mir: Könnte einer wohl etwas tun, was er weder verstände, noch überhaupt vermöchte?
5
ΙΠ.  Οὐδαμῶς· πῶς γὰρ ἂν ὅ γε μὴ δύναιτο;
[Übersetzung]
Hippias: Keineswegs! Denn wie sollte er tun, was er nicht vermöchte?
ΣΩ.  Οἱ
οὖν ἐξαμαρτάνοντες καὶ κακὰ ἐργαζόμενοί τε καὶ ποιοῦντες
ἄκοντες, ἄλλο τι οὗτοι, εἰ μὴ ἐδύναντο ταῦτα ποιεῖν, οὐκ ἄν
ποτε ἐποίουν;
[Übersetzung]
Sokrates: Die also Fehler begehen und Schlechtes wider Willen verrichten und tun, nicht wahr die würden doch dies nicht getan haben, wenn sie es nicht vermocht hätten?
ΙΠ.  Δῆλον δή.
[Übersetzung]
Hippias: Offenbar.

c
ΣΩ.  Ἀλλὰ μέντοι δυνάμει
γε δύνανται οἱ δυνάμενοι· οὐ γάρ που ἀδυναμίᾳ γε.
[Übersetzung]
Sokrates: Und nicht wahr, wer etwas vermag, vermag es durch ein Vermögen? Denn durch ein Unvermögen doch gewiss nicht!
ΙΠ.  Οὐ δῆτα.
[Übersetzung]
Hippias: Freilich nicht.
ΣΩ.  Δύνανται δέ γε πάντες ποιεῖν οἱ ποιοῦν-
τες ἃ ποιοῦσιν;
[Übersetzung]
Sokrates: Es vermögen also doch alle, welche etwas tun, das zu tun, was sie tun.
ΙΠ.  Ναί.
[Übersetzung]
Hippias: Ja.


5
ΣΩ.  Κακὰ δέ γε πολὺ πλείω
ποιοῦσιν ἢ ἀγαθὰ πάντες ἄνθρωποι, ἀρξάμενοι ἐκ παίδων,
καὶ ἐξαμαρτάνουσιν ἄκοντες.
[Übersetzung]
Sokrates: Nun aber tun alle Menschen weit mehr Schlechtes als Gutes von Kindheit an, und fehlen immer wider Willen.
ΙΠ.  Ἔστι ταῦτα.
[Übersetzung]
Hippias: So ist es.



d
ΣΩ.  Τί
οὖν; ταύτην τὴν δύναμιν καὶ ταῦτα τὰ χρήσιμα, ἃ ἂν ᾖ ἐπὶ
τὸ κακόν τι ἐργάζεσθαι χρήσιμα, ἆρα φήσομεν ταῦτα εἶναι
καλά, ἢ πολλοῦ δεῖ;
[Übersetzung]
Sokrates: Wie also? Dieses Vermögen und dieses Brauchbare, was brauchbar ist um etwas Schlechtes zu verrichten, sollen wir sagen das sei schön? Oder nichts weniger?
ΙΠ.  Πολλοῦ, ἔμοιγε δοκεῖ, ὦ Σώ-
κρατες.
[Übersetzung]
Hippias: Nichts weniger freilich, dünkt mich.
ΣΩ.  Οὐκ ἄρα, ὦ Ἱππία, τὸ δυνατόν τε καὶ τὸ
χρήσιμον ἡμῖν, ὡς ἔοικεν, ἐστὶ τὸ καλόν.
[Übersetzung]
Sokrates: Also nicht das Vermögende, Hippias, und das Brauchbare ist uns das Schöne.

5
ΙΠ.  Ἐάν γε, ὦ Σώκρατες, ἀγαθὰ δύνηται καὶ ἐπὶ τοιαῦτα
χρήσιμον ᾖ.
[Übersetzung]
Hippias: Doch, wenn es Gutes vermag und dazu brauchbar ist.