Platon Gorgias 22.06.18

Platon, Gorgias

Wann tut man, was man will? (466c9–468e5)

466
Text nach Burnet
Kommentar / Übersetzung

d
  ΣΩ. Οὐκ ἄρτι οὕτω πως ἔλεγες·  « ἦ οὐχὶ ἀποκτεινύασιν
οἱ ῥήτορες οὓς ἂν βούλωνται, ὥσπερ οἱ τύραννοι, καὶ χρήματα
ἀφαιροῦνται καὶ ἐξελαύνουσιν ἐκ τῶν πόλεων ὃν ἂν δοκῇ
αὐτοῖς; »
[Übersetzung]
Sagtest du nicht jetzt gerade etwa so: Töten die Redner denn nicht, wen immer sie wollen, wie die Tyrannen, und rauben ihr Vermögen und vertreiben aus den Städten, bei wem immer es ihnen gerade recht erscheint?

  ΠΩΛ. Ἔγωγε.
[Übersetzung]
Ich jedenfalls.
5



e
  ΣΩ. Λέγω τοίνυν σοι ὅτι δύο ταῦτ’ ἐστιν τὰ ἐρωτήματα,
καὶ ἀποκρινοῦμαί γέ σοι πρὸς ἀμφότερα. Φημὶ γάρ, ὦ
Πῶλε, ἐγὼ καὶ τοὺς ῥήτορας καὶ τοὺς τυράννους δύνασθαι
μὲν ἐν ταῖς πόλεσιν σμικρότατον, ὥσπερ νυνδὴ ἔλεγον· οὐδὲν
γὰρ ποιεῖν ὧν βούλονται ὡς ἔπος εἰπεῖν, ποιεῖν μέντοι ὅτι
ἂν αὐτοῖς δόξῃ βέλτιστον εἶναι.
[Übersetzung]
So sage ich dir denn, dass dies zwei Fragen sind und dass ich dir auf beide antworten werde. Denn ich jedenfalls behaupte, Polos, dass sowohl die Redner als auch die Tyrannen ja doch am wenigsten Macht im Staat haben, wie ich gerade sagte. Denn sie tun, eigentlich gesprochen, gar nicht, was sie wollen; gleichwohl tun sie das, was auch immer ihnen gerade das Beste zu sein scheint.

  ΠΩΛ. Οὐκοῦν τοῦτο ἔστιν τὸ μέγα δύνασθαι;
[Übersetzung]
Heißt das denn nicht große Macht haben?
  ΣΩ. Οὔχ, ὥς γέ φησιν Πῶλος.
[Übersetzung]
Nein, wie zumindest Polos behauptet.
5
  ΠΩΛ. Ἐγὼ οὔ φημι; Φημὶ μὲν οὖν ἔγωγε.
[Übersetzung]
Ich behaupte nein? Ich jedenfalls behaupte doch gerade ja!
  ΣΩ. Μὰ τὸν – οὐ σύ γε, ἐπεὶ τὸ μέγα δύνασθαι ἔφης
ἀγαθὸν εἶναι τῷ δυναμένῳ.
[Übersetzung]
Beim … – du wenigstens behauptest nein, nachdem du ja sagtest, große Macht zu haben sei gut für den, der die Macht hat.
  ΠΩΛ. Φημὶ γὰρ οὖν.
[Übersetzung]
Das behaupte ich allerdings.

10
  ΣΩ. Ἀγαθὸν οὖν οἴει εἶναι, ἐάν τις ποιῇ ταῦτα ἃ ἂν
δοκῇ αὐτῷ βέλτιστα εἶναι, νοῦν μὴ ἔχων; Καὶ τοῦτο καλεῖς
σὺ μέγα δύνασθαι;
[Übersetzung]
Meinst du also, es sei gut, wenn jemand das tut, was auch immer ihm das Beste zu sein scheint, wenn er keine Vernunft hat? Auch das nennst du große Macht haben?

  ΠΩΛ. Οὐκ ἔγωγε.
[Übersetzung]
Nein, ich jedenfalls nicht.

467



5
  ΣΩ. Οὐκοῦν ἀποδείξεις τοὺς ῥήτορας νοῦν ἔχοντας καὶ
τέχνην τὴν ῥητορικὴν ἀλλὰ μὴ κολακείαν, ἐμὲ ἐξελέγξας; Εἰ
δέ με ἐάσεις ἀνέλεγκτον, οἱ ῥήτορες οἱ ποιοῦντες ἐν ταῖς
πόλεσιν ἃ δοκεῖ αὐτοῖς καὶ οἱ τύραννοι οὐδὲν ἀγαθὸν τοῦτο
κεκτήσονται, ἡ δὲ δύναμίς ἐστιν, ὡς σὺ φῄς, ἀγαθόν, τὸ
δὲ ποιεῖν ἄνευ νοῦ ἃ δοκεῖ καὶ σὺ ὁμολογεῖς κακὸν εἶναι·
ἢ οὔ;
[Übersetzung]
Wirst du also aufzeigen, dass die Redner Vernunft haben und die Rhetorik eine Kunst, aber keine Schmeichelei ist, indem du mich widerlegst? Wenn du mich aber unwiderlegt lassen wirst, dann werden die Redner, die in den Städten tun, was ihnen gerade recht erscheint, und die Tyrannen daran nichts Gutes haben. Macht aber ist doch, wie du behauptest, etwas Gutes; dass aber ohne Vernunft tun, was einem gerade recht erscheint, etwas Schlechtes ist, gestehst auch du zu, oder nicht?

  ΠΩΛ. Ἔγωγε.
[Übersetzung]
Ich jedenfalls.


10
  ΣΩ. Πῶς ἂν οὖν οἱ ῥήτορες μέγα δύναιντο ἢ οἱ τύραννοι
ἐν ταῖς πόλεσιν, ἐὰν μὴ Σωκράτης ἐξελεγχθῇ ὑπὸ Πώλου ὅτι
ποιοῦσιν ἃ βούλονται;
[Übersetzung]
Wie also sollten wohl Redner Macht haben im Staate oder auch Tyrannen, wenn nicht dem Sokrates zuvor vom Polos bewiesen wird, daß sie tun was sie wollen?

  ΠΩΛ. Οὗτος ἀνήρ —
[Übersetzung]
Das ist mir ein Mann!
  ΣΩ. Οὔ φημι ποιεῖν αὐτοὺς ἃ βούλονται· ἀλλά μ’ ἔλεγχε.
[Übersetzung]
Ich leugne, daß sie bewirken was sie wollen. Widerlege mich.
  ΠΩΛ. Οὐκ ἄρτι ὡμολόγεις ποιεῖν ἃ δοκεῖ αὐτοῖς βέλτιστα
εἶναι, τούτου πρόσθεν;
[Übersetzung]
Hattest du nicht gerade zugegeben, dass sie tun, was ihnen das Beste zu sein scheint?
5
  ΣΩ. Καὶ γὰρ νῦν ὁμολογῶ.
[Übersetzung]
Das gebe ich auch jetzt noch zu.

  ΠΩΛ. Οὐκοὖν ποιοῦσιν ἃ βούλονται;
[Übersetzung]
Sie tun also, was sie wollen?

  ΣΩ. Οὔ φημι.
[Übersetzung]
Das bestreite ich.

  ΠΩΛ. Ποιοῦντες ἃ δοκεῖ αὐτοῖς;
[Übersetzung]
Während sie doch aber tun, was ihnen gerade recht erscheint?

  ΣΩ. Φημί.
[Übersetzung]
Das behaupte ich.
10
  ΠΩΛ. Σχέτλιά γε λέγεις καὶ ὑπερφυῆ, ὦ Σώκρατες.
[Übersetzung]
Was für unerträgliche und absurde Dinge du da sagst, Sokrates.

c
  ΣΩ. Μὴ κακηγόρει, ὦ λῷστε Πῶλε, ἵνα προσείπω σε
κατὰ σέ· ἀλλ’ εἰ μὲν ἔχεις ἐμὲ ἐρωτᾶν, ἐπίδειξον ὅτι
ψεύδομαι, εἰ δὲ μή, αὐτὸς ἀποκρίνου.
[Übersetzung]
Ei, teures Freundchen, daß ich dich doch nach deiner Weise anrede, schelte nicht, sondern wenn du verstehst mich zu fragen, so zeige daß ich unrecht habe, wo nicht, so antworte selbst.

  ΠΩΛ. Ἀλλ’ ἐθέλω ἀποκρίνεσθαι, ἵνα καὶ εἰδῶ ὅτι
λέγεις.
[Übersetzung]
Ich will also antworten, um doch zu sehen was du meinst.
5




10
  ΣΩ. Πότερον οὖν σοι δοκοῦσιν οἱ ἄνθρωποι τοῦτο βού-
λεσθαι ὃ ἂν πράττωσιν ἑκάστοτε, ἢ ἐκεῖνο οὗ ἕνεκα πράτ-
τουσιν τοῦθ’ ὃ πράττουσιν; οἷον οἱ τὰ φάρμακα πίνοντες
παρὰ τῶν ἰατρῶν πότερόν σοι δοκοῦσιν τοῦτο βούλεσθαι
ὅπερ ποιοῦσιν, πίνειν τὸ φάρμακον καὶ ἀλγεῖν, ἢ ἐκεῖνο,
τὸ ὑγιαίνειν, οὗ ἕνεκα πίνουσιν;
[Übersetzung]
Was von beiden scheinen dir denn die Menschen zu wollen: dieses, was sie jedesmal tun, oder jenes, um dessentwillen sie das tun, was sie tun? Wie etwa die, die Medikamente von den Ärzten einnehmen, was von beiden scheinen sie dir zu wollen: dieses, was sie tun, das Medikament einnehmen und Leiden ertragen, oder jenes, das Gesundsein, um dessentwillen sie es einnehmen?

d
  ΠΩΛ. Δῆλον ὅτι τὸ
ὑγιαίνειν.
[Übersetzung]
Offenbar das Gesundsein.

2


5
  ΣΩ. Οὐκοῦν καὶ οἱ πλέοντές τε καὶ τὸν ἄλλον
χρηματισμὸν χρηματιζόμενοι οὐ τοῦτό ἐστιν ὃ βούλονται, ὃ
ποιοῦσιν ἑκάστοτε(τίς γὰρ βούλεται πλεῖν τε καὶ κινδυ-
νεύειν καὶ πράγματ’ ἔχειν;) ἀλλ’ ἐκεῖνο οἶμαι οὗ ἕνεκα
πλέουσιν, πλουτεῖν· πλούτου γὰρ ἕνεκα πλέουσιν.
[Übersetzung]
Also auch bei denen, die die Schifffahrt und das übrige Handelsgeschäft betreiben, ist dasjenige, was sie wollen, nicht dieses, was sie jedesmal tun: denn wer will (boúletai) wohl zur See fahren und in sich in Gefahr begeben und Schwierigkeiten haben, sondern jenes, wie ich meine, um dessentwillen sie zur See fahren, das Reichsein: denn um des Reichtums willen fahren sie zur See.
6
  ΠΩΛ. Πάνυ γε.
[Übersetzung]
Allerdings.

7
e
  ΣΩ. Ἄλλο τι οὖν οὕτω καὶ περὶ πάντων; Ἐάν τίς
τι πράττῃ ἕνεκά του, οὐ τοῦτο βούλεται ὃ πράττει, ἀλλ’ ἐκεῖνο
οὗ ἕνεκα πράττει;
[Übersetzung]
Ist das folglich nicht ebenso bei allem? Wenn jemand etwas um irgendetwas willen tut, so will er nicht dieses, was er tut, sondern jenes, um dessentwillen er es tut?

  ΠΩΛ. Ναί.
[Übersetzung]
Ja.

2
  ΣΩ. Ἆρ’ οὖν ἔστιν τι τῶν
ὄντων ὃ οὐχὶ ἤτοι ἀγαθόν γ’ ἐστὶν ἢ κακὸν ἢ μεταξὺ τούτων,
οὔτε ἀγαθὸν οὔτε κακόν;
[Übersetzung]
Gibt es nun wohl etwas unter dem, was es gibt, das nicht entweder gut oder schlecht ist oder, als ein Mittleres davon, weder gut noch schlecht?

4
  ΠΩΛ. Πολλὴ ἀνάγκη, ὦ Σώ-
κρατες.
[Übersetzung]
Ganz notwendig, Sokrates.

5
  ΣΩ. Οὐκοῦν λέγεις εἶναι ἀγαθὸν μὲν σοφίαν τε καὶ
ὑγίειαν καὶ πλοῦτον καὶ τἆλλα τὰ τοιαῦτα, κακὰ δὲ τἀναντία
τούτων;
[Übersetzung]
Sagst du also nicht, Weisheit sei gut und Gesundheit und Reichtum und das übrige dergleichen, schlecht aber jeweils das Gegenteil davon?

  ΠΩΛ. Ἔγωγε.
[Übersetzung]
Ich jedenfalls.

7
468
  ΣΩ. Τὰ δὲ μήτε ἀγαθὰ μήτε
κακὰ ἆρα τοιάδε λέγεις, ἃ ἐνίοτε μὲν μετέχει τοῦ ἀγαθοῦ,
ἐνίοτε δὲ τοῦ κακοῦ, ἐνίοτε δὲ οὐδετέρου, οἷον καθῆσθαι καὶ
βαδίζειν καὶ τρέχειν καὶ πλεῖν, καὶ οἷον αὖ λίθους καὶ ξύλα
καὶ τἆλλα τὰ τοιαῦτα; οὐ ταῦτα λέγεις; Ἢ ἄλλ’ ἄττα καλεῖς
τὰ μήτε ἀγαθὰ μήτε κακά;
[Übersetzung]
Weder gut noch schlecht aber, nicht wahr, nennst du solches, was manchmal an dem Guten teilhat, manchmal aber an dem Schlechten, manchmal aber an keinem von beiden, wie sitzen und gehen und laufen und zur See fahren, und wie andererseits auch Steine und Holz und das übrige dergleichen? Redest du nicht so? Oder nennst du etwas anderes das, was weder gut noch schlecht ist?

  ΠΩΛ. Οὔκ, ἀλλὰ ταῦτα.
[Übersetzung]
Nein, sondern diese.
5
  ΣΩ. Πότερον οὖν τὰ μεταξὺ ταῦτα ἕνεκα τῶν ἀγαθῶν πράτ-
τουσιν ὅταν πράττωσιν, ἢ τἀγαθὰ τῶν μεταξύ;
[Übersetzung]
Tun sie denn nun dieses Mittlere um des jeweils Guten willen, wenn sie es tun, oder das jeweils Gute um des Mittleren willen?

b
  ΠΩΛ. Τὰ
μεταξὺ δήπου τῶν ἀγαθῶν.
[Übersetzung]
Das Mittlere doch wohl um des jeweils Guten willen.

2
  ΣΩ. Τὸ ἀγαθὸν ἄρα διώκοντες
καὶ βαδίζομεν ὅταν βαδίζωμεν, οἰόμενοι βέλτιον εἶναι, καὶ
τὸ ἐναντίον ἕσταμεν ὅταν ἑστῶμεν, τοῦ αὐτοῦ ἕνεκα, τοῦ
ἀγαθοῦ· ἢ οὔ;
[Übersetzung]
Weil wir also das Gute verfolgen, gehen wir auch , wann immer wir gehen, in der Meinung, es sei besser, und wann immer wir im Gegenteil stehen, dann stehen wir um desselben, des Guten, willen. Oder nicht?

  ΠΩΛ. Ναί.
[Übersetzung]
Ja.

5
  ΣΩ. Οὐκοῦν καὶ ἀποκτείνυ-
μεν, εἴ τιν’ ἀποκτείνυμεν, καὶ ἐκβάλλομεν καὶ ἀφαιρούμεθα
χρήματα, οἰόμενοι ἄμεινον εἶναι ἡμῖν ταῦτα ποιεῖν ἢ μή;
[Übersetzung]
Also töten wir auch, wenn wir jemanden töten, und vertreiben ihn und berauben ihn des Vermögens, in der Meinung, es sei für uns besser, dies zu tun als es nicht zu tun?
7
  ΠΩΛ. Πάνυ γε.
[Übersetzung]
Allerdings.

8
  ΣΩ. Ἕνεκ’ ἄρα τοῦ ἀγαθοῦ ἅπαντα
ταῦτα ποιοῦσιν οἱ ποιοῦντες.
[Übersetzung]
Um des Guten willen also tun sie dies alles, die es tun.

  ΠΩΛ. Φημί.
[Übersetzung]
Das behaupte ich.

9
c
  ΣΩ. Οὐκοῦν
ὡμολογήσαμεν, ἃ ἕνεκά του ποιοῦμεν, μὴ ἐκεῖνα βούλεσθαι,
ἀλλ’ ἐκεῖνο οὗ ἕνεκα ταῦτα ποιοῦμεν;
[Übersetzung]
Wir hatten aber doch eingestanden, dass wir gar nicht dieses wollen, was wir um eines anderen willen tun, sondern jenes, um dessentwillen wir es tun?

  ΠΩΛ. Μάλιστα.
[Übersetzung]
Ganz recht.
2


5


8
  ΣΩ. Οὐκ ἄρα σφάττειν βουλόμεθα οὐδ’ ἐκβάλλειν ἐκ τῶν
πόλεων οὐδὲ χρήματα ἀφαιρεῖσθαι ἁπλῶς οὕτως, ἀλλ’ ἐὰν
μὲν ὠφέλιμα ᾖ ταῦτα, βουλόμεθα πράττειν αὐτά, βλαβερὰ
δὲ ὄντα οὐ βουλόμεθα. Τὰ γὰρ ἀγαθὰ βουλόμεθα, ὡς φῂς
σύ, τὰ δὲ μήτε ἀγαθὰ μήτε κακὰ οὐ βουλόμεθα, οὐδὲ τὰ
κακά. Ἦ γάρ; Ἀληθῆ σοι δοκῶ λέγειν, ὦ Πῶλε, ἢ οὔ; Τί
οὐκ ἀποκρίνῃ;
[Übersetzung]
Also wollen wir (boulómetha) ja doch gar nicht so einfachhin jemanden töten und aus den Städten vertreiben und des Vermögens berauben, sondern wenn es dienlich ist, wollen wir es tun; ist es aber schädlich, wollen wir es nicht. Denn das Gute wollen wir, wie du behauptest; das weder Gute noch Schlechte aber wollen wir nicht, und auch nicht das Schlechte, nicht wahr? Scheint dir, dass es wahr ist, was ich sage, Polos, oder nicht? Warum antwortest du nicht?
8
  ΠΩΛ. Ἀληθῆ.
[Übersetzung]
Es ist wahr.
d
  ΣΩ. Οὐκοῦν εἴπερ ταῦτα ὁμολογοῦμεν, εἴ τις ἀποκτείνει
τινὰ ἢ ἐκβάλλει ἐκ πόλεως ἢ ἀφαιρεῖται χρήματα, εἴτε
τύραννος ὢν εἴτε ῥήτωρ, οἰόμενος ἄμεινον εἶναι αὐτῷ, τυγχά-
νει δὲ ὂν κάκιον, οὗτος δήπου ποιεῖ ἃ δοκεῖ αὐτῷ· ἦ γάρ;
[Übersetzung]
Wenn wir das also zugestehen, und wenn dann einer jemanden tötet oder aus den Städten vertreibt oder des Vermögens beraubt, sei es nun ein Tyrann oder ein Redner, in der Meinung, es sein für ihn selbst besser, und nun trifft es sich aber, dass es schlechter ist, so tut er gleichwohl, was ihm gerade recht erscheint, nicht wahr?
5
  ΠΩΛ. Ναί.
[Übersetzung]
Ja.

6
  ΣΩ. Ἆρ’ οὖν καὶ ἃ βούλεται, εἴπερ τυγχάνει
ταῦτα κακὰ ὄντα; Τί οὐκ ἀποκρίνῃ;
[Übersetzung]
Demnach denn auch, was er will, wenn es sich denn trifft, dass es schlecht ist? Was antwortest du nicht?

7
  ΠΩΛ. Ἀλλ’ οὔ μοι
δοκεῖ ποιεῖν ἃ βούλεται.
[Übersetzung]
Also nein, er scheint mir nicht zu tun, was er will.

e
  ΣΩ. Ἔστιν οὖν ὅπως ὁ τοιοῦτος
μέγα δύναται ἐν τῇ πόλει ταύτῃ, εἴπερ ἐστὶ τὸ μέγα δύνα-
σθαι ἀγαθόν τι κατὰ τὴν σὴν ὁμολογίαν;
[Übersetzung]
Gibt es also irgendeine Weise, wie so jemand große Macht in dieser Stadt hat, wenn doch große Macht zu haben, nach deinem Zugeständnis, etwas Gutes ist?

3
  ΠΩΛ. Οὐκ
ἔστιν.
[Übersetzung]
Es gibt keine.

4
5
  ΣΩ. Ἀληθῆ ἄρα ἐγὼ ἔλεγον, λέγων ὅτι ἔστιν ἄν-
θρωπον ποιοῦντα ἐν πόλει ἃ δοκεῖ αὐτῷ μὴ μέγα δύνασθαι
μηδὲ ποιεῖν ἃ βούλεται.
[Übersetzung]
Es ist also wahr, was ich behauptet habe, als ich sagte, es sei möglich, dass ein Mensch, der in der Stadt tut, was ihm gerade recht erscheint (hà dokeî autô), weder große Macht hat noch tut, was er will.