Platon Apologie des Sokrates 28.04.16

Platon, Apologie

XIII (25c5–26a7): Inkonsequenz des Meletos

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Text nach Burnet
Kommentar / Übersetzung
c 5
Ἔτι δὲ ἡμῖν εἰπέ, ὦ πρὸς Διὸς Μέλητε, πότερόν ἐστιν
οἰκεῖν ἄμεινον ἐν πολίταις χρηστοῖς ἢ πονηροῖς; ὦ τάν, ἀπό-
κριναι· οὐδὲν γάρ τοι χαλεπὸν ἐρωτῶ. Οὐχ οἱ μὲν πονηροὶ
κακόν τι ἐργάζονται τοὺς ἀεὶ ἐγγυτάτω αὑτῶν ὄντας, οἱ δ᾽
ἀγαθοὶ ἀγαθόν τι;
[Übersetzung]
Weiter, sage uns doch beim Zeus, Meletos, ob es besser ist unter guten Bürgern wohnen oder unter schlechten? Freund, lieber, antworte doch! Ich frage dich ja nichts schweres. Tun die schlechten nicht allemal, denen etwas Übles, die ihnen jedesmal am nächsten sind, die Guten aber etwas Gutes?
10
Πάνυ γε.
[Übersetzung]
Allerdings.
d
Ἔστιν οὖν ὅστις βούλεται ὑπὸ τῶν συνόντων βλάπτεσθαι
μᾶλλον ἢ ὠφελεῖσθαι; Ἀποκρίνου, ὦ ἀγαθέ· καὶ γὰρ ὁ νόμος
κελεύει ἀποκρίνεσθαι. Ἔσθ᾽ ὅστις βούλεται βλάπτεσθαι;
[Übersetzung]
Ist also wohl Jemand, der von denen mit welchen er umgeht lieber will beschädigt sein als geholfen? Antworte mir du Guter. Denn das Gesetz befiehlt dir zu antworten. Will wohl Jemand beschädigt werden?

Οὐ δῆτα.
[Übersetzung]
Wohl nicht.
5
Φέρε δή, πότερον ἐμὲ εἰσάγεις δεῦρο ὡς διαφθείροντα τοὺς
νέους καὶ πονηροτέρους ποιοῦντα ἑκόντα ἢ ἄκοντα;
[Übersetzung]
Wohlan denn, forderst du mich hierher als Verderber und Verschlimmerer der Jugend so dass ich es vorsätzlich sein soll oder unvorsätzlich?

Ἑκόντα ἔγωγε.
[Übersetzung]
Vorsätzlich, meine ich.


10
e



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5
Τί δῆτα, ὦ Μέλητε; Τοσοῦτον σὺ ἐμοῦ σοφώτερος εἶ τηλ-
ικούτου ὄντος τηλικόσδε ὤν, ὥστε σὺ μὲν ἔγνωκας ὅτι οἱ
μὲν κακοὶ κακόν τι ἐργάζονται ἀεὶ τοὺς μάλιστα πλησίον
ἑαυτῶν, οἱ δὲ ἀγαθοὶ ἀγαθόν, ἐγὼ δὲ δὴ εἰς τοσοῦτον ἀμα-
θίας ἥκω ὥστε καὶ τοῦτ᾽ ἀγνοῶ, ὅτι ἐάν τινα μοχθηρὸν
ποιήσω τῶν συνόντων, κινδυνεύσω κακόν τι λαβεῖν ὑπ᾽ αὐτοῦ,
ὥστε τοῦτο τὸ τοσοῦτον κακὸν ἑκὼν ποιῶ, ὡς φῂς σύ;
Ταῦτα ἐγώ σοι οὐ πείθομαι, ὦ Μέλητε, οἶμαι δὲ οὐδὲ ἄλλον
ἀνθρώπων οὐδένα· ἀλλ᾽ ἢ οὐ διαφθείρω, ἢ εἰ διαφθείρω,
ἄκων, ὥστε σύ γε κατ᾽ ἀμφότερα ψεύδῃ. Εἰ δὲ ἄκων δια-
φθείρω, τῶν τοιούτων καὶ ἀκουσίων ἁμαρτημάτων οὐ δεῦρο
νόμος εἰσάγειν ἐστίν, ἀλλὰ ἰδίᾳ λαβόντα διδάσκειν καὶ νου-
θετεῖν· δῆλον γὰρ ὅτι ἐὰν μάθω, παύσομαι ὅ γε ἄκων ποιῶ.
Σὺ δὲ συγγενέσθαι μέν μοι καὶ διδάξαι ἔφυγες καὶ οὐκ
ἠθέλησας, δεῦρο δὲ εἰσάγεις, οἷ νόμος ἐστὶν εἰσάγειν τοὺς
κολάσεως δεομένους ἀλλ᾽ οὐ μαθήσεως.
[Übersetzung]
Wie doch, o Meletos, soviel bist du weiser in deinem Alter als ich in dem meinigen, dass du zwar einsiehst wie die schlechten allemal denen übles zufügen die ihnen am nächsten sind, die Guten aber Gutes, ich aber es so weit gebracht habe im Unverstände, dass ich auch das nicht einmal weiß, wie ich wenn ich einen von meinen Nächsten schlecht mache, selbst Gefahr laufe Übles von ihm zu erdulden? So dass ich mir dieses große Übel vorsätzlich anrichte, wie du sagst? Das glaube ich dir nicht, Meletos, ich meine aber auch kein anderer Mensch glaubt es dir, sondern entweder ich verderbe sie gar nicht, oder ich verderbe sie unvorsätzlich, so dass du doch in beiden Fällen lügst. Verderbe ich sie aber unvorsätzlich, so ist es, und zwar unvorsätzlicher Vergehungen wegen nicht gesetzlich, Jemand hierher zu fordern, sondern ihn für sich allein zu nehmen und so zu belehren und zu ermahnen. Denn offenbar ist, dass wenn ich belehrt bin, ich aufhören werde mit dem was ich unvorsätzlich tue. Dich aber mit mir einzulassen und mich zu belehren, das hast du vermieden und nicht gewollt, sondern hierher forderst du mich, wohin gesetzlich ist nur die zu fordern, welche der Züchtigung bedürfen und nicht der Belehrung.