Platon Kriton 10.10.18

Platon, Kriton

Dialogpartner: Sokrates (ΣΩΚΡΑΤΗΣ) und Kriton (ΚΡΙΤΩΝ)

Gliederung bei Gottwein
43
Griechischer Text nach Burnet
Übersetzung (Schleiermacher, bearb.)

     ΣΩ. Τί τηνικάδε ἀφῖξαι, ὦ Kρίτων; Ἢ οὐ πρῲ ἔτι ἐστίν;
     ΚΡ. Πάνυ μὲν οὖν.
     ΣΩ. Πηνίκα μάλιστα;
     ΚΡ. Ὄρθρος βαθύς.
     ΣΩ. Θαυμάζω ὅπως ἠθέλησέ σοι ὁ τοῦ δεσμωτηρίου
φύλαξ ὑπακοῦσαι.
     ΚΡ. Συνήθης ἤδη μοί ἐστιν, ὦ Σώκρατες, διὰ τὸ πολ-
λάκις δεῦρο φοιτᾶν, καί τι καὶ εὐεργέτηται ὑπ᾽ ἐμοῦ.
     ΣΩ. Ἄρτι δὲ ἥκεις ἢ πάλαι;
     ΚΡ. Ἐπιεικῶς πάλαι.
     ΣΩ. Εἶτα πῶς οὐκ εὐθὺς ἐπήγειράς με, ἀλλὰ σιγῇ παρα-
κάθησαι;
     ΚΡ. Οὐ μὰ τὸν Δία, ὦ Σώκρατες, οὐδ᾽ ἂν αὐτὸς ἤθελον
ἐν τοσαύτῃ τε ἀγρυπνίᾳ καὶ λύπῃ εἶναι, ἀλλὰ καὶ σοῦ πάλαι
θαυμάζω αἰσθανόμενος ὡς ἡδέως καθεύδεις· καὶ ἐπίτηδές σε
οὐκ ἤγειρον ἵνα ὡς ἥδιστα διάγῃς. Καὶ πολλάκις μὲν δή σε
καὶ πρότερον ἐν παντὶ τῷ βίῳ ηὐδαιμόνισα τοῦ τρόπου, πολὺ
δὲ μάλιστα ἐν τῇ νῦν παρεστώσῃ συμφορᾷ, ὡς ῥᾳδίως αὐτὴν
καὶ πρᾴως φέρεις.
     ΣΩ. Καὶ γὰρ ἄν, ὦ Kρίτων, πλημμελὲς εἴη ἀγανακτεῖν
τηλικοῦτον ὄντα εἰ δεῖ ἤδη τελευτᾶν.
     ΚΡ. Καὶ ἄλλοι, ὦ Σώκρατες, τηλικοῦτοι ἐν τοιαύταις
συμφοραῖς ἁλίσκονται, ἀλλ᾽ οὐδὲν αὐτοὺς ἐπιλύεται ἡ ἡλικία
τὸ μὴ οὐχὶ ἀγανακτεῖν τῇ παρούσῃ τύχῃ.
     ΣΩ. Ἔστι ταῦτα. Ἀλλὰ τί δὴ οὕτω πρῲ ἀφῖξαι;
     ΚΡ. Ἀγγελίαν, ὦ Σώκρατες, φέρων χαλεπήν, οὐ σοί, ὡς
ἐμοὶ φαίνεται, ἀλλ᾽ ἐμοὶ καὶ τοῖς σοῖς ἐπιτηδείοις πᾶσιν καὶ
χαλεπὴν καὶ βαρεῖαν, ἣν ἐγώ, ὡς ἐμοὶ δοκῶ, ἐν τοῖς βαρύ-
τατ᾽ ἂν ἐνέγκαιμι.
     ΣΩ. Τίνα ταύτην; Ἢ τὸ πλοῖον ἀφῖκται ἐκ Δήλου, οὗ δεῖ
ἀφικομένου τεθνάναι με;
     ΚΡ. Οὔτοι δὴ ἀφῖκται, ἀλλὰ δοκεῖν μέν μοι ἥξει τήμε-
ρον ἐξ ὧν ἀπαγγέλλουσιν ἥκοντές τινες ἀπὸ Σουνίου καὶ
καταλιπόντες ἐκεῖ αὐτό. Δῆλον οὖν ἐκ τούτων [τῶν ἀγγέ-
λων] ὅτι ἥξει τήμερον, καὶ ἀνάγκη δὴ εἰς αὔριον ἔσται, ὦ
Σώκρατες, τὸν βίον σε τελευτᾶν.
     ΣΩ. Ἀλλ᾽, ὦ Kρίτων, τύχῃ ἀγαθῇ, εἰ ταύτῃ τοῖς θεοῖς
φίλον, ταύτῃ ἔστω· οὐ μέντοι οἶμαι ἥξειν αὐτὸ τήμερον.
[Übersetzung]
SO.: Wie, du kommst schon um diese Zeit, Kriton? Oder ist es nicht noch früh?
KR.: Noch gar sehr.
SO.: Welche Zeit wohl?
KR.: Die erste Morgendämmerung.
SO.: Da wundere ich mich, daß der Gefängniswärter bereit war, auf dich zu hören.
KR.: Er ist schon gut bekannt mit mir, Sokrates, weil ich oft hierher komme. Auch hat er von mir etwas dafür bekommen.
SO.: Bist du eben erst gekommen oder schon lange da?
KR.: Schon ziemlich lange.
SO.: Warum also hast du mich nicht gleich geweckt, sondern dich still daneben hingesetzt?


KR.: Gott bewahre, Sokrates, wollte ich doch selbst lieber nicht in so großer Schlaflosigkeit und Betrübnis sein. Aber sogar dir habe ich schon lange verwundert zugesehen, wie sanft du schliefst und recht wohlbedächtig habe ich dich nicht geweckt, damit dir die Zeit noch recht sanft hingehe. Denn oft schon freilich auch sonst im ganzen Leben habe ich dich glücklich gepriesen deiner Gemütsart wegen, bei weitem aber am meisten bei dem jetzigen Unglück wie leicht und gelassen du es erträgst.
SO.: Es wäre ja auch frevelhaft, o Kriton, mich in solchem Alter unwillig darüber zu gebärden, wenn ich endlich sterben muß.
KR.: Werden doch auch Andere, Sokrates, eben so bejahrte von solchem Unglück betroffen, aber ihr Alter schützt sie nicht davor, sich nicht unwillig zu gebärden gegen das eintretende Geschick.
SO.: Wohl wahr! Aber warum doch bist du so früh gekommen?
KR.: Um dir eine traurige Botschaft zu bringen, Sokrates. Nicht dir, wie ich wohl sehe, aber mir und allen deinen Freunden traurig und schwer, und die ich, wie mich dünkt, ganz besonders am schwersten ertragen werde.

SO.: Was doch für eine? Ist etwa das Schiff aus Delos zurückgekommen, nach dessen Ankunft ich sterben soll?
KR.: Noch ist es zwar nicht hier, aber ich glaube doch, es wird heute kommen, nach dem was Einige von Sunion gekommene berichten, die es dort verlassen haben. Aus dieser Nachricht nun ergibt sich, daß es heute kommt, und daß du also Morgen dein Leben wirst beschließen müssen.

SO.: Also, o Kriton, Glück auf! Wenn es den Göttern so genehm ist, sei es so. Jedoch glaube ich nicht, daß es heute kommt.