Homer, Odyssee α 44–62 (Rede der Athene) 03.03.16

Homer, Odyssee, 1. Gesang

α 44–62 (Rede der Athene in der Götterversammlung)

α
Griechischer Text
Kommentar / Übersetzung

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Τὸν δ’ ἠμείβετ’ ἔπειτα θεὰ γλαυκῶπις Ἀθήνη·
„Ὦ πάτερ ἡμέτερε Κρονίδη, ὕπατε κρειόντων,
καὶ λίην κεῖνός γε ἐοικότι κεῖται ὀλέθρῳ,
ὡς ἀπόλοιτο καὶ ἄλλος ὅτις τοιαῦτά γε ῥέζοι.
[Übersetzung]
Da antwortete ihm die Göttin, die helläugige Athene: «Unser Vater, Kronide, Höchster derer, die da herrschen! Ja, jener ist freilich dem verdienten Verderben erlegen. So möge auch jeder andere zugrunde gehen, wer derlei tut!
44 ἀμείβομαι antworten, erwidernγλαυκῶπις eulenäugig, helläugig (Epith. ornans der Athene) — 45 ὕπατος höchsterκρείων, -οντος Herrscher46 λίην sehr, zu sehrκεῖνος = ἐκεῖνος — ἐοικότι v. ἔοικα scheinen, gleichen; passen, sich gebühren; Part. Perf. Akt., → Dekl.κεῖται → Stf47 ἀπόλοιτο → Stfῥέζω wirken, tun
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Ἀλλά μοι ἀμφ’ Ὀδυσῆϊ δαΐφρονι δαίεται ἦτορ,
δυσμόρῳ, ὃς δὴ δηθὰ φίλων ἄπο πήματα πάσχει
νήσῳ ἐν ἀμφιρύτῃ, ὅθι τ’ ὀμφαλός ἐστι θαλάσσης,
νῆσος δενδρήεσσα, θεὰ δ’ ἒν δώματα ναίει,
Ἄτλαντος θυγάτηρ ὀλοόφρονος, ὅς τε θαλάσσης
πάσης βένθεα οἶδεν, ἔχει δέ τε κίονας αὐτὸς
μακράς, αἳ γαῖάν τε καὶ οὐρανὸν ἀμφὶς ἔχουσι.
Τοῦ θυγάτηρ δύστηνον ὀδυρόμενον κατερύκει,
αἰεὶ δὲ μαλακοῖσι καὶ αἱμυλίοισι λόγοισι
θέλγει, ὅπως Ἰθάκης ἐπιλήσεται· αὐτὰρ Ὀδυσσεύς,
ἱέμενος καὶ καπνὸν ἀποθρῴσκοντα νοῆσαι
ἧς γαίης, θανέειν ἱμείρεται. Οὐδέ νυ σοί περ
ἐντρέπεται φίλον ἦτορ, Ὀλύμπιε; Οὔ νύ τ’ Ὀδυσσεὺς
Ἀργείων παρὰ νηυσὶ χαρίζετο ἱερὰ ῥέζων
Τροίῃ ἐν εὐρείῃ; Τί νύ οἱ τόσον ὠδύσαο, Ζεῦ;“
[Übersetzung]
Mir aber ist um den Odysseus, den kluggesonnenen, das Herz zerrissen, den Unglückseligen, der schon lange, entfernt von den Seinen, Leiden leidet auf der umströmten Insel, wo der Nabel des Meeres ist. Die Insel ist baumreich, und eine Göttin bewohnt auf ihr die Häuser: des bösegesonnenen Atlas Tochter, welcher des ganzen Meeres Tiefen kennt und hält die Pfeiler, er selbst, die großen, die Erde und Himmel auseinander halten. Dessen Tochter hält den Unglückseligen, den Jammernden zurück, und immer sucht sie ihn mit weichen und einschmeichelnden Worten zu bezaubern, daß er Ithakas vergäße. Doch Odysseus, der sich sehnt, auch nur den Rauch aufsteigen zu sehen von seinem Lande, wünscht sich zu sterben. Und da kehrt sich auch dir nicht dein Herz um, Olympier? Hat sich dir nicht Odysseus bei den Schiffen der Argeier gefällig erwiesen, heilige Opfer bringend in dem breiten Troerlande? Was hast du gegen ihn einen solchen Zorn gefaßt, Zeus?»
48 ἀμφ’ = ἀμφί um … herum; um … willenδαΐφρων klugδαίομαι zerrissen werden (Pass.) — τὸ ἦτορ Herz49 δύσμορος unglücklichδηθά langφίλων ἄπο = ἀπὸ φίλων fern von seinen Lieben; sog. Anastrophe: Post- statt Präposition — τὸ πῆμα, πήματος Leid50 ἀμφίρυτος umströmtὅθι = οὗ woὀμφαλός Nabel51 δενδρήεις, -εσσα, -εν baumreichἔν (Adv.) darin, daraufτὸ δῶμα, δώματος Hausναίω (be-)wohnen52 ὀλοόφρων tückisch, übel gesonnenὅς τε = ὅς — 53 τὸ βένθος, -ους Tiefeὁ/ἡ κίων, κίονος Säule54 γαῖα = γῆ — ἀμφὶς ἔχειν auseinander halten55 τοῦ (vgl. οὗ Erkl. zu V. 50) dortδύστηνος geplagt, unglücklichκατερύκω = ἐρύκω (v. 14) zruück-, festhalten56 αἰεί = ἀεί — μαλακός weich, sanftαἱμύλιος schmeichelnd57 θέλγω bezaubern, betörenἐπιλήσεται → Stfαὐτάρ aber58 ἱέμενος → Stfκαπνός Rauchἀποθρῴσκω aufsteigen (eigentl. wegspringen) — (κατα-)νοέω wahrnehmen, sehen59 θανέειν = (ἀπο)θανεῖν → Stfἱμείρω u. Med. (+ Gen.) sich sehnen nach60 ἐντρέπομαι umgewendet werden, sich schämenφίλος i. Epos oft nur = mein, dein, seinτ’ 1. für τοι, att. = σοι dir; 2. fürwahr, doch61 νηυσί = ναυσί(ν) — χαρίζομαι sich gefällig erweisenἱερὰ ῥέζειν Opfer darbringen62 εὐρύς, εὐρεῖα, εὐρύ breit, weitτόσον (Adv.) so sehrὠδυσάμην (isol. Aor.) ich erzürnte mich