Heraklit Fragmente 01.03.16

Heraklit, Fragmente

5,104
fr. B30: Feuer als ὕλη (Clem., Strom. 5,104,2) [70]
Kommentar / Übersetzung
Κόσμον τόνδε, τὸν αὐτὸν ἁπάντων, οὔτε τις θεῶν οὔτε ἀνθρώπων ἐποίησεν, ἀλλ’ ἦν ἀεὶ καὶ ἔστιν καὶ ἔσται πῦρ ἀείζωον, ἁπτόμενον μέτρα καὶ ἀποσβεννύμενον μέτρα.
[Übersetzung]
„Dieses ordentliche Gebilde hier, dasselbe für alle, schuf weder einer der Götter noch einer der Menschen, sondern es war immer und ist und wird sein; ewig lebendiges Feuer, entflammend nach Maßen und verlöschend nach Maßen.“
402a
fr. A6: Bild des Flusses (Plat., Crat. 402a) [71]
 
Λέγει που Ἡράκλειτος, ὅτι πάντα χωρεῖ, καὶ οὐδὲν μένει· καὶ ποταμοῦ ῥοῇ ἀπεικάζων τὰ ὄντα λέγει, ὡς δὶς ἐς τὸν αὐτὸν ποταμὸν οὐκ ἂν ἐμβαίης.
[Übersetzung]
Heraklit sagt irgendwo, dass alles in Bewegung ist und nichts bestehen bleibt, und er sagt, indem er die seienden Dinge mit dem Strom eines Flusses vergleicht, es sei nicht möglich, zweimal in denselben Fluss hineinzusteigen.
7,22
fr. B49a: Bild des Flusses (Herakleitos, alleg. 24) [74]
 
Ποταμοῖς τοῖς αὐτοῖς ἐμβαίνομέν τε καὶ οὐκ ἐμβαίνομεν, εἶμέν τε καὶ οὐκ εἶμεν.
[Übersetzung]
„In dieselben Flüsse steigen wir hinein und steigen nicht hinein, wir sind und sind nicht.“
9,9
fr. B53: Gegensatzlehre (Hippol., Ref. 9,9,4) [77]
 
Πόλεμος πάντων μὲν πατήρ ἐστι, πάντων δὲ βασιλεύς, καὶ τοὺς μὲν θεοὺς ἔδειξε τοὺς δὲ ἀνθρώπους, τοὺς μὲν δούλους ἐποίησε τοὺς δὲ ἐλευθέρους.
[Übersetzung]
„Krieg ist der Vater aller Dinge und König von allem, und die einen erweist er als Götter, die anderen als Menschen, die einen macht er zu Sklaven, die anderen zu Freien.“
9,9
fr. B51: Gegensatzlehre (Hippol., Ref. 9,9,2) [81]
 
Οὐ ξυνιᾶσιν, ὅκως διαφερόμενον ἑωυτῶι ὁμολογέει· παλίντονος [παλίντροπος] ἁρμονίη, ὅκωσπερ τόξου καὶ λύρης.
[Übersetzung]
„Sie verstehen nicht, dass sich Unterscheidendes mit sich selbst übereinstimmt: zurückstrebende Fügung (Har­monie), wie von Bogen und Leier.“
106e
fr. B88: Gegensatzlehre (Plut., cons. ad Apoll. 10 p. 106e) [83]
 
Ταὐτό τ’ ἔνι ζῶν καὶ τεθνηκὸς καὶ ἐγρηγορὸς καὶ καθεῦδον καὶ νέον καὶ γηραιόν· τάδε γὰρ μεταπεσόντα ἐκεῖνά ἐστι κἀκεῖνα πάλιν μεταπεσόντα ταῦτα.
[Übersetzung]
„Dasselbe ist lebend und tot und wachend und schlafend und jung und alt; denn dies ist umschlagend jenes und jenes wieder umschlagend dieses.“
4,10
fr. B23: Gegensatzlehre (Clem., Strom. 4,10) [101]
 
Δίκης ὄνομα οὐκ ἂν ᾔδεσαν, εἰ ταῦτα (= τὰ ἄδικα) μὴ ἦν.
[Übersetzung]
„Den Namen des Rechts würden sie nicht kennen, wenn es das Ungerechte nicht gäbe.“
4,10
fr. B50: Logoslehre (Hippol., Ref. 9,9,1) [87]
 
Οὐκ ἐμοῦ, ἀλλὰ τοῦ λόγου ἀκούσαντας ὁμολογεῖν σοφόν ἐστιν ἓν πάντα εἶναι ὁ Ἡράκλειτος φησι.
[Übersetzung]
„Nachdem nicht auf mich, sondern auf den Logos gehört hat, ist es weise zuzustimmen, dass alles eins ist“, sagt Heraklit.
7,132
fr. B1: Logoslehre (Sext., adv. math. 7,132) [89]
 
Τοῦ δὲ λόγου τοῦδ’ ἐόντος ἀεὶ ἀξύνετοι γίνονται ἄνθρωποι καὶ πρόσθεν ἢ ἀκοῦσαι καὶ ἀκούσαντες τὸ πρῶτον· γινομένων γὰρ πάντων κατὰ τὸν λόγον τόνδε ἀπείροισιν ἐοίκασι, πειρώμενοι καὶ ἐπέων καὶ ἔργων τοιούτων, ὁκοίων ἐγὼ διηγεῦμαι κατὰ φύσιν διαιρέων ἕκαστον καὶ φράζων, ὅκως ἔχει. Τοὺς δὲ ἄλλους ἀνθρώπους λανθάνει, ὁκόσα ἐγερθέντες ποιοῦσιν, ὅκωσπερ ὁκόσα εὕδοντες ἐπιλανθάνονται.
[Übersetzung]
„Diesen Logos, der ewig ist, verstehen die Menschen niemals, weder bevor sie ihn gehört haben, noch dann, wenn sie ihn zum ersten Mal gehört haben; denn obzwar alles geschieht, wie es dieser Logos erklärt, gleichen sie Unerfahrenen, obschon sie derartige Worte und Taten erfahren, wie ich sie darlege, indem ich jedes Einzelne nach seiner Physis auseinandernehme und zeige, wie es sich mit ihm verhält. Den anderen Menschen aber entgeht, was sie im Wachen tun, wie auch, was sie im Schlaf vergessen.“
4,10
fr. B2: Logoslehre (Sext., adv. math. 7,132) [90]
 
Διὸ δεῖ ἕπεσθαι τῷ ξυνῷ, τουτέστι τῷ κοινῷ· ξυνὸς γὰρ ὁ κοινός. Τοῦ λόγου δ' ἐόντος ξυνοῦ ζώουσιν οἱ πολλοὶ ὡς ἰδίαν ἔχοντες φρόνησιν.
[Übersetzung]
„Deshalb muss man dem Gemeinsamen folgen“, das heißt dem Gemeinschaftlichen; denn ‚gemeinsam‘ ist dasselbe wie  ‚gemeinschaftlich‘. „Obwohl aber das Denken gemeinsam ist, leben die meisten, als hätten sie ein eigenes Denken.“
9,7
fr. B45: Seele (Diog. Laert. 9,7) [102]
 
Ψυχῆς πείρατα ἰὼν οὐκ ἂν ἐξεύροιο, πᾶσαν ἐπιπορευόμενος ὁδόν· οὕτω βαθὺν λόγον ἔχει.
[Übersetzung]
„Der Seele Grenzen könntest du im Gehen nicht herausfinden, auch wenn du selbst jeden Weg beschrittest; so tiefen Logos hat sie.“