Der griechische Hexameter

Für Eilige

Der daktylische Hexameter (sprich: Hexámeter !) besteht aus sechs Metren, wobei der letzte um eine Silbe verkürzt ist (×). Der Versfuß (= Daktylus) ist beim Hexameter identisch mit dem Metrum. Es gibt zwei mögliche Versfüße/Metren im Hexameter:

Der Daktylus ist das „normale“ Metrum des Hexameters, der Spondeus erscheint allenfalls als Ersatz für ersteren. Im fünften Metrum tritt der Ersatz sehr selten ein, weshalb die Länge im Schema unten grau gezeichnet ist. Im letzten (verkürzten) Metrum kann die letzte Silbe lang oder kurz sein (syllaba anceps d. h. „doppelköpfige Silbe“), weshalb sie mit × oder mit oder mit oder auch mit bezeichnet wird.

Schema:

Sollte doch einmal im fünften Metrum ein Spondeus stehen, so nennt man den ganzen Vers versus spondiacus.

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Weitere Erklärungen

Die Griechen dichteten nicht iktisch (von lat. ictus der Stoß), sondern quantitierend. Das heißt, man las oder rezitierte Verse nicht – wie bei uns – mit Hebungen und Senkungen, also mit betonten und und unbetonten Silben, sondern nach Längen und Kürzen der Silben.

Wenn der Hexameter im Deutschen nachgeahmt wurde, konnte man ihn also nur iktisch gestalten. Eines der frühesten Beispiele ist das Versepos Reineke Fuchs von Goethe (1794 – die Hebungen [Betonungen] des deutschen Hexameters sind hier durch Punkte unter den Silben angegeben):

Pfịngsten, das liẹbliche Fẹst, war gekọmmen; es grụ̈nten und blụ̈hten
Fẹld und Wạld; auf Hụ̈geln und Họ̈hn, in Bụ̈schen und Hẹcken
Ụ̈bten ein frọ̈hliches Liẹd die neụermụnterten Vọ̈gel;
Jẹde Wiẹse sprọßte von Blụmen in dụftenden Grụ̈nden,
Fẹstlich heịter glạ̈nzte der Hịmmel und fạrbig die Ẹrde.

Der griechische (wie der lateinische) Hexameter setzt sich dagegen mit aus Längen und Kürzen gebildeten Versfüßen zusammen. Die Längen werden durch das Symbol dargestellt, die Kürzen durch . Die beiden für den Hexameter wichtigen Versfüße sind:

Im Hexameter ist der Daktylus der Standardversfuß, der Spondeus, bei dem die zwei Kürzen des Daktylus durch eine Länge ersetzt werden, eine erlaubte Variante. Aus diesen beiden Versfüßen bestehen die Metren. Ein Metrum ist die Untereinheit eines Verses, aus der ein Vers aufgebaut ist. Die Struktur ist also folgende:

Bei manchen Versmaßen sind zwei Versfüße nötig, um ein Metrum zu bilden (vgl. den jambischen Trimeter). Beim Hexameter indes ist der Versfuß mit dem Metrum identisch: Der Versfuß Daktylus oder Spondeus ist zugleich auch sein Metrum.

Der Hexameter heißt eigentlich vollständig katalektischer daktylischer Hexameter, weil: