Die Person des Sokrates

3. Sokrates’ Hebammenkunst (Platon, Theaitetos 150a8ff)
ΣΩ. Τῇ δέ γ᾽ ἐμῇ τέχνῃ τῆς μαιεύσεως τὰ μὲν ἄλλα ὑπάρχει, ὅσα ἐκείναις, διαφέρει δὲ τῷ τε ἄνδρας, ἀλλὰ μὴ γυναῖκας μαιεύεσθαι καὶ τῷ τὰς ψυχὰς αὐτῶν τικτούσας ἐπισκοπεῖν, ἀλλὰ μὴ τὰ σώματα. Μέγιστον δὲ τοῦτ᾽ ἔνι τῇ ἡμετέρᾳ τέχνῃ, βασανίζειν δυνατὸν εἶναι παντὶ τρόπῳ, πότερον εἴδωλον καὶ ψεῦδος ἀποτίκτει τοῦ νέου ἡ διάνοια ἢ γόνιμόν τε καὶ ἀληθές. Ἐπεὶ τόδε γε καὶ ἐμοὶ ὑπάρχει, ὅπερ ταῖς μαίαις· ἄγονός εἰμι σοφίας, καὶ ὅπερ ἤδη πολλοί μοι ὠνείδισαν, ὡς τοὺς μὲν ἄλλους ἐρωτῶ, αὐτὸς δὲ οὐδὲν ἀποφαίνομαι περὶ οὐδενὸς διὰ τὸ μηδὲν ἔχειν σοφόν, ἀληθὲς ὀνειδίζουσιν. Τὸ δὲ αἴτιον τούτου τόδε· μαιεύεσθαί με ὁ θεὸς ἀναγκάζει, γεννᾶν δὲ ἀπεκώλυσεν. Εἰμὶ δὴ οὖν αὐτὸς μὲν οὐ πάνυ τι σοφός, οὐδέ τί μοι ἔστιν εὕρημα τοιοῦτον γεγονὸς τῆς ἐμῆς ψυχῆς ἔκγονον. Οἱ δ᾽ ἐμοὶ συγγιγνόμενοι τὸ μὲν πρῶτον φαίνονται ἔνιοι μὲν καὶ πάνυ ἀμαθεῖς, πάντες δὲ προϊούσης τῆς συνουσίας, οἷσπερ ἂν ὁ θεὸς παρείκῃ, θαυμαστὸν ὅσον ἐπιδιδόντες, ὡς αὑτοῖς τε καὶ τοῖς ἄλλοις δοκοῦσι. Καὶ τοῦτο ἐναργὲς ὅτι παρ᾽ ἐμοῦ οὐδὲν πώποτε μαθόντες, ἀλλ᾽ αὐτοὶ παρ᾽ αὑτῶν πολλὰ καὶ καλὰ εὑρόντες τε καὶ τεκόντες. Τῆς μέντοι μαιείας ὁ θεός τε καὶ ἐγὼ αἴτιος. Πάσχουσι δὲ δὴ οἱ ἐμοὶ συγγιγνόμενοι καὶ τοῦτο ταὐτὸν ταῖς τικτούσαις. Ὠδίνουσι γὰρ καὶ ἀπορίας ἐμπίμπλανται νύκτας τε καὶ ἡμέρας πολὺ μᾶλλον ἢ ’κεῖναι. Ταύτην δὲ τὴν ὠδῖνα ἐγείρειν τε καὶ ἀποπαύειν ἡ ἐμὴ τέχνη δύναται. Ταῦτα δή σοι, ὦ ἄριστε, ἕνεκα τοῦδε ἐμήκυνα· ὑποπτεύω σε, ὥσπερ καὶ αὐτὸς οἴει, ὠδίνειν τι κυοῦντα ἔνδον. Προσφέρου οὖν πρός με ὡς πρὸς μαίας ὑὸν καὶ αὐτὸν μαιευτικόν, καὶ, ἃ ἂν ἐρωτῶ, προθυμοῦ, ὅπως οἷός τ᾽ εἶ, οὕτως ἀποκρίνασθαι. Καὶ ἐὰν ἄρα σκοπούμενός τι, ὧν ἂν λέγῃς, ἡγήσωμαι εἴδωλον καὶ μὴ ἀληθές, εἶτα ὑπεξαιρῶμαι καὶ ἀποβάλλω, μὴ ἀγρίαινε ὥσπερ αἱ πρωτοτόκοι περὶ τὰ παιδία. Πολλοὶ γὰρ ἤδη, ὦ θαυμάσιε, πρός με οὕτω διετέθησαν, ὥστε ἀτεχνῶς δάκνειν ἕτοιμοι εἶναι, ἐπειδάν τινα λῆρον αὐτῶν ἀφαιρῶμαι, καὶ οὐκ οἴονταί με εὐνοίᾳ τοῦτο ποιεῖν, πόρρω ὄντες τοῦ εἰδέναι, ὅτι οὐδεὶς θεὸς δύσνους ἀνθρώποις, οὐδ᾽ ἐγὼ δυσνοίᾳ τοιοῦτον οὐδὲν δρῶ, ἀλλά μοι ψεῦδός τε συγχωρῆσαι καὶ ἀληθὲς ἀφανίσαι οὐδαμῶς θέμις.

Sokrates: Bei meiner Art der Hebammenkunst begegnet mir dasselbe wie denen, sie unterscheidet sich jedoch dadurch, dass Männer, nicht aber Frauen entbunden werden, und dass ich bei ihnen die gebärenden Seele betrachte, nicht aber den Körper. Das Größte aber in unserer Kunst ist, auf jede Weise prüfen zu können, ob das Denken des jungen Menschen ein Abbild und Falsches oder Echtes und Wahres hervorbringt. Indes auch mir unterläuft dieses jedenfalls wie den Hebammen: Ich bin unfruchtbar hinsichtlich des Wissens, und dass ich – ein Vorwurf, der mich schon von vielen Seiten traf – die anderen zwar befrage, selbst aber über keine Sache irgendetwas darlege, weil ich auf keinem Gebiet Wissen besitze, das wird mir zu Recht vorgeworfen. Der Grund dafür ist dieser: Andere zu entbinden zwingt mich der Gott, zu gebären hat er verhindert. Ich bin also selbst kein bisschen weise in irgendetwas, und ich habe keinen solchen Fund als Nachkomme meiner Seele. Diejenigen, die mit mir zusammenkommen, scheinen anfangs teilweise völlig unwissend zu sein, alle aber, je länger die Bekannschaft dauert, denen der Gott es gestattet, machen in erstaunlichem Umfang Fortschritte, wie es ihnen selbst und den anderen scheint. Und das ist deutlich, dass sie niemals etwas von mir gelernt, sondern aus sich selbst viel Schönes gefunden und ans Licht gebracht haben. Für die Geburtshilfe sind der Gott und ich verantwortlich. Es widerfährt die mit mir Umgang haben dasselbe wie den Gebärenden. Sie haben Wehen und sind von Ratlosigkeit nächte- und tagelang viel mehr erfüllt als jene Frauen. Diese Wehen hervorzurufen und verschwinden zu lassen vermag meine Kunst. Dieses alles habe ich für dich, mein Bester, aus folgendem Grund ausführlich dargelegt: Ich vermute, du hast, wie du auch selbst annimmst, Geburtswehen, weil du innerlich mit einer Sache schwanger gehst. Begib dich also mir als dem Sohn einer Hebamme und selbst Entbindungskundigen in die Hände und bemühe dich, meine Fragen nach bestem Wissen zu beantworten. Und jedesmal, wenn ich bei der Prüfung deiner Aussagen sie für ein falsches Abbild und keine richtige Frucht deines Denkens halte und sie dann beseitige und wegwerfe, sei mir nicht böse wie die Erstgebärenden wegen ihrer Kinder. Viele waren nämlich schon, du Wunderlicher, so gegen mich aufgebracht, dass sie einfach mich zu beißen bereit gewesen wären, wenn ich etwas Unsinniges von ihnen weggenommen habe, und sie glauben nicht, dass ich das in guter Absicht tat, weil sie weit vom wirklichen Wissen entfernt waren, dass kein Gott den Menschen übel gesinnt ist und ich auch nichts dergleichen aus übler Gesinnung tue, sondern es für mich in keiner Weise recht ist, Falsches zuzulassen und Wahres zu unterdrücken.