Die Person des Sokrates

Hier nun einige Texte, die auf Sokrates als historische Figur eingehen und diverse Lichter auf ihn werfen.

1. Sokrates als Zitterrochen (Platon, Menon 79e7ff)
ΜΕΝ. Ὦ Σώκρατες, ἤκουον μὲν ἔγωγε, πρὶν καὶ συγγενέσθαι σοι, ὅτι σὺ οὐδὲν ἄλλο ἢ αὐτός τε ἀπορεῖς καὶ τοὺς ἄλλους ποιεῖς ἀπορεῖν· καὶ νῦν, ὥς γέ μοι δοκεῖς, γοητεύεις με καὶ φαρμάττεις καὶ ἀτεχνῶς κατεπᾴδεις, ὥστε μεστὸν ἀπορίας γεγονέναι. Καὶ δοκεῖς μοι παντελῶς, εἰ δεῖ τι καὶ σκῶψαι, ὁμοιότατος εἶναι τό τε εἶδος καὶ τἆλλα ταύτῃ τῇ πλατείᾳ νάρκῃ τῇ θαλαττίᾳ· καὶ γὰρ αὕτη τὸν ἀεὶ πλησιάζοντα καὶ ἁπτόμενον ναρκᾶν ποιεῖ, καὶ σὺ δοκεῖς μοι νῦν ἐμὲ τοιοῦτόν τι πεποιηκέναι· ἀληθῶς γὰρ ἔγωγε καὶ τὴν ψυχὴν καὶ τὸ στόμα ναρκῶ, καὶ οὐκ ἔχω, ὅ τι ἀποκρίνωμαί σοι. Καίτοι μυριάκις γε περὶ ἀρετῆς παμπόλλους λόγους εἴρηκα καὶ πρὸς πολλούς, καὶ πάνυ εὖ, ὥς γε ἐμαυτῷ ἐδόκουν· νῦν δὲ οὐδ’ ὅ τί ἐστιν τὸ παράπαν, ἔχω εἰπεῖν.
ΣΩ. … Ἐγὼ δέ, εἰ μὲν ἡ νάρκη αὐτὴ ναρκῶσα οὕτω καὶ τοὺς ἄλλους ποιεῖ ναρκᾶν, ἔοικα αὐτῇ· εἰ δὲ μή, οὔ. Οὐ γὰρ εὐπορῶν αὐτὸς τοὺς ἄλλους ποιῶ ἀπορεῖν, ἀλλὰ παντὸς μᾶλλον αὐτὸς ἀπορῶν οὕτως καὶ τοὺς ἄλλους ποιῶ ἀπορεῖν. Καὶ νῦν περὶ ἀρετῆς, ὃ ἔστιν, ἐγὼ μὲν οὐκ οἶδα, σὺ μέντοι ἴσως πρότερον μὲν ᾔδησθα, πρὶν ἐμοῦ ἅψασθαι, νῦν μέντοι ὅμοιος εἶ οὐκ εἰδότι. Ὅμως δὲ ἐθέλω μετὰ σοῦ σκέψασθαι καὶ συζητῆσαι, ὅ τί ποτέ ἐστιν.

Menon: Sokrates, ich habe schon, bevor ich mit dir zusammengekommen bin, gehört, dass du nichts anderes tust als selbst verwirrt zu sein und die anderen auch dazu bringst. So machst du, wie es scheint, auch mich nun kirre und betäubst und verzauberst mich geradezu, so dass ich in vollkommene Ratlosigkeit gefallen bin. Und du scheinst mir, wenn ein Scherz erlaubt ist, ganz und gar, in Gestalt und in jeder anderen Hinsicht, dem platten Zitterrochen in Meer ähnlich zu sein; denn auch dieser versetzt jeden, der sich jeweils nähert und ihn berührt, in Erstarrung. Auch du scheinst mir nun mich in einen derartigen Zustand versetzt zu haben: denn ich bin in Bezug auf die Seele und auf den Mund erstarrt, und ich weiß nicht, was ich dir antworten soll. Und doch habe ich schon viele tausend Mal über die Aretē (Tugend) sehr viele Reden gehalten, vor vielen Leuten und ziemlich gelungen, wie es mir jedenfalls schien. Jetzt aber kann ich nicht einmal mehr sagen, was sie überhaupt ist.
Sokrates: … Ich aber gleiche nur dann dem Zitterrochen, wenn er beim Betäuben der anderen selbst auch erstarrt; wenn aber nicht, dann nicht. Denn nicht, wenn ich selbst wissend bin, versetzt ich die anderen in Ratlosigkeit, sondern weil ich durchaus selbst ratlos bin, bringe auf diese Weise die anderen auch dazu. Auch jetzt, hinsichtlich der Aretē, habe ich keine Ahnung, was sie ist. Du freilich wusstest es vielleicht, bevor du mit mir in Berühurng kamst. Jetzt allerdings gleichst du einem, der es nicht weiß. Dennoch will ich mit dir zusammen prüfen und untersuchen, was sie wohl ist.