FAQ

Griechisch als Schulfach

10. Eine persönliche Anmerkung

Das Folgende sind persönliche Bemerkungen, die keineswegs aus Eitelkeit hier stehen, im Gegenteil: Ich hätte sie gern weggelassen, ich gehe ja auch sonst damit nicht hausieren. Indes: Die Nützlichkeit des Griechischlernens kann ich nirgendwo so stichhaltig nachweisen wie in meiner eigenen Biographie. Deshalb biete ich diesen Auszug.

Ich selbst war über 20 Jahre in der sog. „freien Wirtschaft“. Nach zwei intensiv geführten geisteswissenschaftlichen Studien und erfolgreich bestandener Magisterprüfung in Philosophie sowie gleichfalls erfolgreich abgeschlossenem ersten und zweiten Staatsexamen als Griechisch- und Lateinlehrer wollte ich – drücken wir es einmal so aus – der (von mir vielleicht nur vermuteten oder befürchteten?) Enge des Schulbetriebs ausweichen. So besann ich mich anders.

Bereits 1988 hatte ich mir meinen ersten Computer (übrigens einen Mac SE) gekauft. Nun machte ich mich auf in das neue Gebiet der IT, Abteilung Technische Dokumentation und Lokalisierung; ein Anwendungsfall der literarischen und fremdsprachigen Kompetenz, wenigstens. 1994 war es soweit: Nach zwei Jahren intensiven Lernens (selbstentdeckend – Lehrer dafür gab es damals nicht) und glanzvollen Jahren als Selbständiger konnte ich profunde Erfahrung vorweisen, und bewarb mich als Projektleiter in einer angesehenen Firma. Man nahm mich mit Handkuss, Blankounterschrift unter den Arbeitsvertrag. Nach nur einen halben Jahr war ich Leiter der internen Umstrukturierungsgruppe der Firma und Projektverantwortlicher für ein Millionenprojekt.

Wie kam das? Es gab in der Firma mit ca. hundert Angestellten Fachleute von der Ingenieursschiene oder aus der Übersetzerbranche zuhauf. Warum wurde ich ihr Vorgesetzer? Ganz einfach: Ich war kein „Fachidiot“, man schätzte die durch die klassische Schule erworbene Bildung und Weltläufigkeit.

Und dies war nur die erste Stufe. Später wurde ich als Geschäftsführer in dieser Branche „geheadhunted“, ich baute für eine internationale Firma die deutsche Niederlassung auf. Und so ging es weiter. Über zehn Jahre lebte ich im höheren Management, und stets mit der Hauptverkehrssprache Englisch, weil die Firmen, in denen ich arbeitete, englischsprachig waren.

Persönlich kann ich also nur eine rundum positive Bilanz meines Griechischlernens ziehen: Ohne Griechisch – und es ist dezidiert der Beitrag des Griechischen, nicht des Lateinischen – hätte ich diese Karriere nicht machen können. Ich habe sie übrigens aus persönlichen Gründen bewusst beendet: Als ich den Vertrag als Lehrer in Ettal unterschrieb, hatte ich ein glänzendes, entschieden besser dotiertes Angebot als Wunschkandidat in einer verantwortungsvollen Managerposition in der Tasche. Aber für mich war eine andere Zeit, eine andere Sinnbestimmung angebrochen. Es traten die Werte, die mein Leben bestimmt haben, wieder in den Vordergrund. So wurde ich also letztendlich doch Lehrer – und habe in dieser Tätigkeit meine Zufriedenheit (um nicht gar von Glück zu sprechen) gefunden.