Thukydides 1,21–22 Methodenkapitel 09.12.14

Thukydides

1,21–22 Methodenkapitel

 griech. TextÜbs.
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Ἐκ δὲ τῶν εἰρημένων τεκμηρίων ὅμως τοιαῦτα ἄν τις νομίζων μάλιστα ἃ διῆλθον οὐχ ἁμαρτάνοι, καὶ οὔτε ὡς ποιηταὶ ὑμνή-κασι περὶ αὐτῶν ἐπὶ τὸ μεῖζον κοσμοῦντες μᾶλλον πιστεύων, οὔτε ὡς λογογράφοι ξυνέθεσαν ἐπὶ τὸ προσαγωγότερον τῇ ἀκροάσει ἢ ἀληθέστερον, ὄντα ἀνεξέλεγκτα καὶ τὰ πολλὰ ὑπὸ χρόνου αὐτῶν ἀπίστως ἐπὶ τὸ μυθῶδες ἐκνενικηκότα, ηὑρῆσθαι δὲ ἡγησάμενος ἐκ τῶν ἐπιφανεστάτων σημείων ὡς παλαιὰ εἶναι ἀποχρώντως. [2] Καὶ ὁ πόλεμος οὗτος, καίπερ τῶν ἀνθρώπων ἐν ᾧ μὲν ἂν πολεμῶσι τὸν παρόντα αἰεὶ μέγιστον κρινόντων, παυσαμένων δὲ τὰ ἀρχαῖα μᾶλλον θαυμαζόντων, ἀπ᾽ αὐτῶν τῶν ἔργων σκοποῦσι δηλώσει ὅμως μείζων γεγενημένος αὐτῶν.

Kαὶ ὅσα μὲν λόγῳ εἶπον ἕκαστοι ἢ μέλλοντες πολεμήσειν ἢ ἐν αὐτῷ ἤδη ὄντες, χαλεπὸν τὴν ἀκρίβειαν αὐτὴν τῶν λεχθέντων διαμνημονεῦσαι ἦν ἐμοί τε ὧν αὐτὸς ἤκουσα καὶ τοῖς ἄλλοθέν ποθεν ἐμοὶ ἀπαγγέλλουσιν· ὡς δ᾽ ἂν ἐδόκουν ἐμοὶ ἕκαστοι περὶ τῶν αἰεὶ παρόντων τὰ δέοντα μάλιστ᾽ εἰπεῖν, ἐχομένῳ ὅτι ἐγγύτατα τῆς ξυμπάσης γνώμης τῶν ἀληθῶς λεχθέντων, οὕτως εἴρηται. [2] Τὰ δ᾽ ἔργα τῶν πραχθέντων ἐν τῷ πολέμῳ οὐκ ἐκ τοῦ παρατυχόντος πυνθανόμενος ἠξίωσα γράφειν, οὐδ᾽ ὡς ἐμοὶ ἐδόκει, ἀλλ᾽ οἷς τε αὐτὸς παρῆν καὶ παρὰ τῶν ἄλλων ὅσον δυνατὸν ἀκριβείᾳ περὶ ἑκάστου ἐπεξελθών. [3] Ἐπιπόνως δὲ ηὑρίσκετο, διότι οἱ παρόντες τοῖς ἔργοις ἑκάστοις οὐ ταὐτὰ περὶ τῶν αὐτῶν ἔλεγον, ἀλλ᾽ ὡς ἑκατέρων τις εὐνοίας ἢ μνήμης ἔχοι. [4] Καὶ ἐς μὲν ἀκρόασιν ἴσως τὸ μὴ μυθῶδες αὐτῶν ἀτερπέσ-τερον φανεῖται· ὅσοι δὲ βουλήσονται τῶν τε γενομένων τὸ σαφὲς σκοπεῖν καὶ τῶν μελλόντων ποτὲ αὖθις κατὰ τὸ ἀνθρώ-πινον τοιούτων καὶ παραπλησίων ἔσεσθαι, ὠφέλιμα κρίνειν αὐτὰ ἀρκούντως ἕξει. Κτῆμά τε ἐς αἰεὶ μᾶλλον ἢ ἀγώνισμα ἐς τὸ παραχρῆμα ἀκούειν ξύγκειται.

Wenn man gemäß der dargelegten Beweise trotzdem die Dinge in der Weise annimmt, wie ich sie hauptsächlich dargelegt habe, wird man nicht fehlgehen, und man wird weder der Art, wie die Dichter die Geschehnisse gepriesen haben, indem sie sie durch Ausschmückung vergrößert haben, zu großen Glauben schenkt noch der Art, wie die Logographen die Ereignisse verfasst haben, nämlich verlockender zum Zuhören als an der Wahrheit orientiert, da die Ereignisse unbeweisbar sind und meistenteils aufgrund der Länge der Zeit sich unglaubwürdig ins Mythische übersteigert haben, man wird aber der Meinung sein, aus den deutlichsten Beweisen eine für ihr Alter ausreichende Erkenntnis gewonnen zu haben. [2] Und obwohl die Menschen immer den Krieg als den größten empfinden, der gerade stattfindet, dann aber, wenn er aufhört, das Alte mehr bewundern, wird dieser Krieg denjenigen, die auf die Tatsachen schauen, deutlich machen, dass er dennoch größer war als die vorherigen.


Und in Bezug auf das, was jede Partei jeweils in ihren Reden vortrug, entweder als sie im Begriff war, einen Krieg zu führen, oder als sie sich bereits in ihm befand, war es schwierig, den Wortlaut (= τὴν ἀκρίβειαν αὐτήν) des Gesagten im Gedächtnis zu behalten, sowohl für mich bei dem, was ich selbst hörte, als auch für die, welche mir anderswoher darüber berichteten. Wie aber jede Partei aufgrund der jeweils vorherrschenden Lage nach meiner Ansicht hätte sprechen müssen, wobei ich mich möglichst an den Gesamtsinn des in Wahrheit Gesagten hielt, so sind die Reden wiedergegeben.
[2] Die tatsächlichen Vorfälle im Krieg aber beschrieb ich nach meiner Überzeugung nicht so, wie ich sie zufällig erfuhr, auch nicht, wie sie mir erschienen, sondern alles, d. h. sowohl das selbst Erlebte als auch das von anderen Berichtete soweit es möglich war mit Genauigkeit jeden einzelnen Vorfall untersuchend.
[3] Es stellte sich aber als mühsam heraus, weil die Augenzeugen der Ereignisse über dieselben Vorfälle/Geschehnisse nicht dasselbe erzählten, sondern jeder nach Wohlwollen oder Gedächtnis.
[4] Und für das reine Zuhören wird meine Darstellung ohne die mythischen Teile einen ziemlich ungefälligen Eindruck machen; wer aber aus den Geschehnissen eine genaue Erkenntnis gewinnen möchte und für die Zukunft, die irgendwann wieder nach menschlichem Ermessen so oder ähnlich sein wird, nützliche Folgerungen ziehen möchte, wird diese Darstellung als ausreichend erachten. Sie ist in der Absicht verfasst, ein Besitz für immer (κτῆμά ἐς αἰεί – auch „Werk für die Ewigkeit“) zu sein, und nicht so sehr ein Wettbewerbsbeitrag für das sofortige Hören.