Sophokles, Antigone 1–99: Zusammenfassung

Antigone erinnert an den Geschlechterfluch von Ödipus her. Eine neue Anordnung von Kreon, die sie bereits gut kennt, stellt sie in diese Reihe. Diese Anordnung teilt sie Ismene, die noch nichts gehört hat, im Morgengrauen vor dem Palasttor mit. (Dies ist damit als Spielstätte definiert!)

Der Inhalt ist: Keiner darf Polyneikes bestatten, wer es dennoch tut, wird öffentlich gesteinigt. Dies sei ihr und Ismene verkündet worden, wie sie gehört hat. Jetzt soll es nochmal offiziell für alle Bürger öffentlich verkündet werden. Ismene kann jetzt sich beweisen als eine Edle.

Antigone drängt auf Bestattung, Ismene ist erschrocken und verweist auf das Verbot. Antigone, die schon in den ersten Versen auf die Bedeutung der Bestattungspflicht hingewiesen hat, (σὺν δίκῃ χρησθεὶς δικαίᾳ καὶ νόμῳ κατὰ χθονὸς ἔκρυψε τοῖς ἔνερθεν ἔντιμον νεκροῖς, 23–25), möchte nicht als Verräterin (!) ertappt werden, wobei sie den an sich politischen Begriff des Verräters in religiösem Sinne umdeutet.

Ismene widerrät, indem sie selbst nun die Geschehnisse aufzählt und ihnen ihre Deutung gibt:
Man muss vernünftig sein, die praktische Klugheit (ein Begriff aus der Politik) anwenden. Vater, Mutter und Brüder sind schrecklich umgekommen, Antigone soll doch darauf achten, dass die beiden alleingebliebenen Schwestern nun nicht auch elend umkommen, wenn sie sich mit dem Herrscher anlegen. Als Frau ist man nicht dazu gemacht, mit Männern zu kämpfen, man muss vielmehr stillhalten, wenn solche oder noch ärgere Beschlüsse gefasst werden, weil man von Stärkeren beherrscht wird. Sie jedenfalls wird gehorchen und die Unterwelt um Vergebung bitten; denn etwas über das Maß hinaus zu tun, hat keinen Sinn.

Antigone dagegen beharrt darauf, den Bruder bestatten zu wollen und eben ein frommes Verbrechen zu begehen. Sie wirft Ismene vor, das bei den Götter in Ehren Stehende zu entehren. wogegen diese sich mit dem neuerlichen Hinweis darauf, gegen eine Macht zu handeln von Natur aus nicht fähig zu sein, verteidigt. Antigone hält das für einen Vorwand und begegnet Ismenes Sorge um die Schwester mit Provokation: Ismene soll Antigones Vorhaben laut herausschreien. Dem Einwand von Ismene, Antigones Auflehnung würde zu nichts führen, man solle von Anfang an nicht nach dem Unmöglichen jagen, lässt sie kalt: Ihr ist es wichtiger, ein Zeichen zu setzen und denen in der Unterwelt zu gefallen, weil sie dort letztlich sowieso am längsten leben wird.