Kreta und Minos

Kreta gilt als die Wiege der europäischen Kultur. Im 3. Jahrtausend v. Chr. entstand hier die minoische Kultur, die ihren Namen vom sagenhaften König Minos hat. Es war die erste Hochkultur, die sich im Mittelmeerraum verbreitete. Um 1450 v. Chr. wurde der minoische Palast in Knossos zerstört und die Mykener haben als erste griechischsprachige Bevölkerung die Insel in Besitz genommen. Die mykenische Kultur ist die erste Hochkultur, die wir in Griechenland selbst nachweisen können.

Mythos

Minos war der Sohn von Zeus und der phönikischen Königstochter Europa, die der Gott in Gestalt eines Stiers entführt hatte. Nachdem er König von Kreta geworden war, heiratete er Pasiphaë, die Tochter des Sonnengottes Helios, eine Schwester der Zauberin Kirke (bekannt aus der Odyssee) und des Aietes, des Königs von Kolchos und Vaters von Medea (s. Argonautenzug).

Eines Tages entstieg ein herrlicher weißer Stier dem Meer. Er war von Poseidon geschaffen bzw. ihm heilig und sollte von Minos dem Meeresgott auch geopfert werden. Minos aber opferte den Stier nicht, sondern verwendete ihn zur Veredelung seiner eigenen Herde. Dem Poseidon opferte er dagegen ein minderwertiges Tier.

Zur Strafe dafür, dass Minos den Gott hintergangen hat, ließ dieser Pasiphaë in unsterblicher Liebe zu diesem wunderbaren Stier entbrennen. Daidalos, der sagenhafte Künstler und Erfinder der mythischen Zeit, der am Hof von Minos Zuflucht gefunden hatte, musste für Pasiphae ein Gestell bauen, in dem sie die Begattung durch den Stier empfangen konnte. Aus dieser Verbindung entstammte der Minotauros, ein menschenfressendes Wesen, halb Stier, halb Mensch.

Um dieses Ungeheuer gefangen zu halten musste Daidalos anschließend das berühmte Labyrinth von Knossos bauen. Dieses Labyrinth wurde archäologisch nie gefunden (manche wolle Spuren entdeckt haben). Doch eine ziemlich plausible Erklärung für den Mythos des Labyrinths lautet so: Der minoische Palast von Knossos war, im Vergleich zu den primitiven hüttenartigen Behausungen der damaligen Zeit, derart reich an Zimmern und Räumen, verwinkelt und unübersichtlich, dass er den Besuchern wie ein Labyrinth vorkam.